Als einer der eifrigsten Segler aus der INTERMAR Gemeinde ist Wolf (DD4WK) bekannt. Er ist auch dieses Jahr wieder unterwegs in Richtung Karibik. So freuen wir uns, dass Wolf uns mit Berichten seiner Reise versorgt und wir an dieser Reise teilnehmen können.
Wolf berichtet auf seiner Internetseite segelwolf.com neben den hier wiedergegebenen Berichten auch über weitere, spannende Abenteuer! Wer seine Webseite nicht besucht, ist selber schuld, da versäumt er etwas! Wir wünschen viel Spass beim "durchstöbern" der Webseite.
So erreichte uns am 23.10.2021 sein erster Bericht, der zweite Bericht am 10.11.2021. Alle Berichte geben wir hier gerne 1:1 wieder, der Neueste jeweils oben eingeordnet.
Die ARC hat begonnen und Wolf samt Crew sind auf dem Wege in die Karibik, die SY MOLA hat alles gebunkert, was nötig ist für solch eine Überfahrt.
Und so versorgt uns Wolf nun mit Reiseimpressionen, die wir hier gerne veröffentlichen. Los geht es....
23.11.2021
Es ist wirklich traurig. Ich habe bisher schon weit über 20 Stunden motort, weil der Wind wirklich dürftig und zum Teil auch umlaufend ist...
Aktuell (1000 UTC am 23.11.) sind wir bei 25-47N 018-00W und laufen unter Motor ca. 240 Richtung Südwesten. True Wind Speed ist 2.0 (in Worten ZWEI!!) Knoten. Der Atlantik hat Null Welle, nur ein bisschen Dünung. Wir sind gerade beim Abwasch nach dem Frühstück und werden danach einfach mal einen Badestopp einlegen.
Unsere Idee ist es, so schnell wie möglich westlich der Kapverden zu landen, um dort die ersten Ausläufer des Passats zu finden. Hier haben wir jetzt Wind aus 175 Grad, teilweise 270 Grad, aber eben immer von vorne.
Da war es schon ein Genuss, dass wir heute Nacht wenigstens einige Stunden bei 7-8 Knoten Wind am Wind segeln konnten, was sehr zum ruhigen Schlaf der Crew beitrug.
Ansonsten sind alle wohlauf und es wird viel gelacht, was immer ein sehr gutes Zeichen ist. Langsam wird es auch deutlich wärmer und es ist T-Shirt-Segeln angesagt. Nach der eisekalten ersten Hälfte meiner langen Reise genieße ich das sehr.
Vy an alle, Wolf (DD4WK/mm)
Wolf DD4WK unterwegs mit der SY “Mola” in die Karibik - Teil 2
Wie immer kommt es anders als man denkt. Meinen letzten Bericht schloss ich mit dem Plan, als nächstes nach Guernsey zu segeln. Da aber auf dem Atlantik so langsam ein Mords-Sturmtief heran rauschte, beschloss ich, mich zu beeilen, um noch gut über die Biskaya zu kommen. Es sei daran erinnert, dass ich zu einem festen Zeitpunkt in Las Palmas sein muss, um anschliessend mit der ARC den Atlantik zu überqueren.
Das ist der Grund, weshalb wir direkt bis Camaret-sur-mer am Biskaya-Ausgang durchfuhren und auch dort nur ganz kurz verweilten. Camaret ist eine gute Alternative zu Brest, da es zwar in der Bucht von Brest, aber längst nicht so weit hinein liegt. Her war die Segelsaison schon zu Ende, ein Hafenmeister weit und breit nicht zu sehen. Also hielten wir es wie in Deutschland in kleinen Häfen und steckten unser Liegeplatzgeld in einen Umschlag und warfen ihn ein in den Hafenbriefkasten.
Nach letzten Vorbereitungen ging es dann sofort weiter und wir nahmen die Biskaya-Überquerung in Angriff. Lange grübelte ich über den Wetterkarten und beriet mich natürlich auch mit unserem Wetterguru Uwe DD1HUR, um die passende Strategie zu finden. Wir segelten dann erst einmal am Wind so an die 150 Seemeilen parallel zur französischen Küste, fast bis La Rochelle.Von da wollten wir dann nach einer Wende direkt Richtung La Coruna fahren. Leider hat das Wetter nicht ganz mitgespielt. Nach weiteren hundert Seemeilen am Wind, aber auf dem richtigen Kurs, drehte der Wind dann weiter und kam jetzt genau von vorn. Damit wäre uns nur die Alternative geblieben, weiter hinaus zu fahren. Das wollte ich aber auf keinen Fall, da wir dann dem heraneilenden Sturmtief genau vor die Nase gefahren wären.
Also Maschine an und direkt aufs Ziel zu und genau „gegenan“ gefahren. Leider waren wir so doch ein bisschen zu langsam und das Tief ein bisschen zu schnell, sodass uns am Ende der südliche Ausläufer des Sturmtiefs (Ein Monsterteil, das von Spanien bis in die Ukraine reichte und auch in Deutschland zu Schäden geführt hatte) dann doch noch erwischte. Wir kämpften uns dann gegen Böen von in der Spitze 42 Knoten durch und kamen pünktlich, ohne Schäden, aber müde in La Coruna an.
Dort hatte ich dann einen Crew-Wechsel und fuhr am kommenden Tag, dem Sonntag vor Allerheiligen, weiter nach Muxia, unserer ersten Station nach dem berühmten Kap Finisterre, das im Altertum nach Westen hin als das Ende der Welt (finis terrae) galt. Der nächste Stop war dann Porto, für mich mit die schönste Stadt Portugals, auf gleicher Höhe wie Lissabon. Leider empfing uns Porto mit viel Regen. Wie immer lag ich in der Douro Marina, schon fast in der Stadt. Die zweite Marina Leixoes ist zwar preiswerter, aber Leixoes ist eine so hässliche Hafenstadt, dass wir darauf keine Lust hatten. Leider fährt wegen der Pandemie die kleine Personenfähre auf die andere Flussseite nicht, sodass diesmal die Fahrt in die Stadt mit der historischen Strassenbahn ins Zentrum ausfallen musste.
Von Porto aus nahmen wir dann die erste „kleine“ Atlantiküberquerung in Angriff. Der Wetterbericht verhieß uns lang anhaltenden NNW bis NO Wind, sodass wir uns entschlossen, das auszunutzen und von Porto aus direkt Kurs auf Madeira zu nehmen. - Und das war genau der richtige Entschluss: in fünf Tagen 650 sm mit 5 Beaufort raumschots oder fast vor dem Wind - das kam einem schon fast vor wie Passatsegeln.
In Madeira besuchten wir, wie immer, die Marina Quinta do Lorde. Dort war es leider etwas geisterhaft. Betrüblicherweise ist die ganze schöne Anlage in Konkurs. Das Hotel und das Restaurant sind schon geschlossen und nur die Marina lebt noch. Natürlich ist das Personal ziemlich geknickt, weil es nicht weiss, wie lange sie noch ihren Job haben werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese doch wunderschöne Marina überlebt.
Auf Madeira habe ich dann wie immer einen Kleinbus gemietet und eine Rundfahrt über diese wunderschöne Insel gemacht. Abends endete diese dann in Funchal, in meinem Stammrestaurant „Almirante“, mit einem schönen Crew-Dinner.
Gestern mussten wir dann noch einen Reparaturtag einlegen: Auf dem Mast musste ein neuer Verklicker montiert werden und der defekte Autopilot wurde repariert. Da war eine Lenkstange abgegangen und hatte sich wie ein Spieß durch die achtere Wand der Bb-Achterkammer gebohrt. Dort schaute die Stange dann 30cm hervor und fuhr bei der Steuerung immer aus der Wand hin und her. Sah schon witzig aus, war aber doch unerfreulich.
Jetzt haben wir vor einer Stunde abgelegt für den vorläufig letzten Teil der Reise nach Las Palmas, wo mir dann eine Woche bleibt, Schiff und Crew auf die Transatlantikreise mit der ARC vorzubereiten.
Wolf (DD4WK) unterwegs mit der SY “Mola” in die Karibik - Teil 1
Da ich ja stets mit Gästen unterwegs bin, muss ich sozusagen nach „Fahrplan“ fahren, da ja an den verschiedenen Punkten stets neue Gäste zusteigen und die „alten“ nach Hause fahren bzw. fliegen. Es ist schon mein Stolz, dass ich in zwölf Jahren noch nie jemanden seinen Flieger habe verpassen lassen müssen.
Wie jedes Jahr mit Ausnahme von 2020 bin ich auch jetzt wieder unterwegs von Rügen in die Karibik. So wie ich es zeitlich schaffe, möchte ich Euch an den einzelnen Etappen teilhaben lassen.
Los ging es am 10. Oktober in Breege auf Rügen. Mein Schiff ist eine Bavaria Cruiser 51 mit fünf Kabinen, ausgerüstet für Langfahrt, d.h. es ist fast alles an Bord von Solarpanels über jede Menge Ersatzteile bis hin zu einer Kurzwellenanlage mit einem Seefunktransceiver ICOM M802 mit automatischem Antennentuner und einer 7m langen Peitschenantenne am Heck.
Die Verbindung zu INTERMAR ist zurzeit noch sporadisch, da ich in Europa noch vor dem ersten Sprung auf Kurzwelle bin. Erstaunlicherweise habe ich aber in Frankreich trotzdem einmal Verbindung auf 14.313 kHz in hervorragender Qualität bekommen – die Ausbreitungsbedingungen der Kurzwelle sind eben ein Mysterium.
Von Rügen ging es an Gedser vorbei Richtung Fehmarn. Da mein Mast unter 20m ist, konnten wir „innendurch“ unter der Fehmarnsundbrücke durchfahren. Danach kommt dann auf dem Weg nach Kiel das große Schießgebiet der Bundesmarine, das normalerweise gesperrt ist. Ein Blick ins Internet zeigte aber, dass dort an unserem Passiertag Ruhe herrschte und wir durchfahren konnten.
In Kiel hatten wir dann noch ein kurzes Rendezvous mit einer Wartungsfirma, von der wir eine große 12 Personen Rettungsinsel frisch gewartet übernahmen, und dann ging es direkt weiter in den Nord-Ostsee-Kanal bis Brunsbüttel. Dort übernachteten wir auf der Innenseite des Kanals in dem kleinen dafür gedachten Hafen.
Da saß dann der Skipper abends und brütete über dem zu erwartenden Wetter. Als INTERMAR-Netcontrol ist er es ja gewohnt, dafür allerlei Hilfsmittel zurate zu ziehen - das änderte aber auch nichts daran, dass für die Zeit nach den nächsten 48 Stunden übles Wetter zu erwarten war. Wir entschlossen uns deshalb, an Cuxhaven, Helgoland und den Ostfriesischen Inseln vorbei zu rauschen und direkt bis nach den Helder weiterzufahren. Und wie vorhergesagt, fing es danach auch an heftig zu „kacheln“. Ich habe deshalb unseren Crew-Wechsel von den Helder nach Amsterdam verlegt und wir sind am Freitag schon mit achterlichen Winden durchs Wattenmeer und die Schleuse den Oever ins Ijsselmeer gefahren. Dann ging es quer durchs Ijsselmeer und die Schleusen von Enkhuizen und die Oranjesluis direkt in den Sixhaven im Stadtzentrum von Amsterdam. Dieser – immer knackvolle – Hafen liegt ideal: Auf der anderen Flussseite direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, wohin man mit einer kostenlosen Flussfähre kommt.
Am nächsten Tag motorten wir durch den Nordzeekanal nach Ijmuiden, wo es wieder hinaus auf die Nordsee ging.
Und da wiederholte sich dann die Geschichte der Vorwoche: Vom Westen zog ein gewaltiges Sturmtief heran, das auf unserem Kurs Böen bis 50 Knoten brachte. Also wieder zwei Nächte durchsegeln und sich dann verkriechen.
Die Strecke längs der belgischen und französischen Kanalküste ist navigatorisch relativ anspruchsvoll. Viele Sand liegen im Weg, denen man entweder ausweichen muss oder sie bei passender Tide und richtiger Stromrichtung passieren kann. Hinzu kommt dann noch die spannende Durchquerung der Zufahrt von Rotterdam, dem größten Hafen Europas, wie immer bei mir mitten in der Nacht.
Wir sind dann durchgefahren bis Dieppe in der Normandie, wo wir den Durchzug des Sturmtiefs abgewartet haben, bevor wir vorgestern Mittag nach Cherbourg aufgebrochen sind.
Im großen Yachthafen von Cherbourg liege ich nun und schreibe diese Zeilen. Heute Nacht um elf Uhr geht es weiter nach Guernsey, und von dort direkt durch den Kanal und die Biskaya nach La Coruna, wo ich dann hoffentlich den nächsten Bericht schreiben kann.
Soweit der Bericht von Wolf. Wir begleiten Wolf auf seiner Reise soweit es die Bedingungen auf der Kurzwelle, im DMR-Netz, in der TG9101 oder auf Echolink sowie im Livestream auf der Internetseite zulässt. Einfach zuhören, seine Livestatements sind ein echtes Highlight!
Wolf, weiterhin alles Gute, wir freuen uns auf jede Verbindung mit Dir!
Vy 73 de Uwe, DF5AM