Es erreichte uns ein schöner Artikel von Karl (LA4MSA) der sicherlich allen Lesern Freude bereiten wird. Karl ist oft im INTERMAR Netz vertreten und die QSO's mit ihm sind immer sehr anregend. Nach seinem Text, der hier 1:1 einkopiert wurde, folgen wunderschöne Bilder!
Karl, wir sagen recht herzlichen Dank und wünschen weiterhin viel Vergnügen mit Deinem "Juwel"!
Vy 73 de Uwe (DF5AM)
Hier kommt die schon lange versprochene Info ueber mein Schiff, die historische Sjøleik:
Sjøleik wurde 1938 von Julius Tjørve in Farsund an der norwegischen Suedwestkueste gebaut. Sie ist ca 15m lang, 5m breit und hat 2m Tiefgang. Der urspruengliche Motor war ein 1-Zylinder UNION Gluehkopfdiesel mit 30 PS. Die damals noch obligatorische Galeas-Rigg war lediglich als Hilfs- und Stuetzbesegelung gedacht.
Der erste Besitzer kam aus Egersund und uebersiedelte 1940 nach Tananger, wo die reichen Fischereigruende westlich der Insel Rott naeher lagen.
1941 fluechtete Sjøleik von dort nach Schottland, mit einer Frau und 18 Maennern an Bord. Alle bekamen eine Ausbildung und dienten bis Kriegsende in den verschiedensten Einheiten der Alliierten.
Nach dem Krieg bekam das Boot einen UNON 50 Motor, und wurde nach Egersund zurueck verkauft, wo auch ein neues Steuerhaus montiert wurde und die Rigg verschwand. 20 Jahre als Trawler (Reker/Scampi), und 10 Jahre als Transportschiff fuer Fischereiabfall (zur Fischoel- und Fischmehlfabrik) folgten, danach als Fischerboot abregistriert.
1982 wurde der bis heute klaglos funktionierende SCANIA DS11 eingebaut. 1986 Schmugglerboot im Film "Maccaroni Blues", und 1994 erstes auslaendisches Schiff durch Russland (Weisse See - Onega- und Ladogasee - St. Petersburg).
Seit Herbst 2000 in meinem Besitz, wohne seit Mai 2001 auf dem Boot. 2007 Status als "vernet skip" (= sozusagen denkmalgeschuetzt)
Bin normalerweise das ganze Jahr ueber in den skandinavischen Gewaessern unterwegs und auch immer wieder bei Treffen mit anderen historischen Booten zu finden.
Anbei ein paar Bilder von unterwegs - Mehr Infos dazu, wenn gewuenscht.
Abschliessend wuensche ich Euch allen ein gutes, friedvolles Jahr mit vielen Segelabenteuern, und allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel!
Vy 73, Karl / Sjøleik LA4MSA

Stavanger

Sjøleik und Selma

Sjøleik in Tananger

Rennesøy, Stavanger

Mosterhavn, Hardangerfjord

Hafentage in Haugesund

Bokn, Sjøleik rechts

17.Mai - Nationalfeiertag
Wieder einmal erreichten uns 2 Blauwasserbriefe von N1QFE, Susanne Huber-Curphey. Es liest sich so spannend, mehr möchte ich gar nicht verraten... Viel Spaß beim lesen!
Vy 73 de Uwe (DF5AM)
Und hier sind sie, die Blauwasserbriefe, 1:1 hier einkopiert.
BLAUWASSERBRIEF 221
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Horta, Insel Faial/Azoren, 28.10.2022
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Lady-Sail
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Gestern kam die legendäre 18 m Aluminium Rennjacht 'Maiden' in Horta an,
natürlich wie immer mit Frauencrew. Im Whitbread Race 1990 schrieb deren
erstmalig reine Frauencrew auf einer Hochseeregatta Geschichte, die
Skipperin Tracy Edwards wurde daraufhin zum 'Yachtman of the Year' ernannt.
Damit gab Tracy schon vor über dreißig Jahren der Position von Frauen auf
hoher See ein revolutionär neues Bild.
Auf Ihrer jetzigen Weltreise wird 'Maiden' von Horta nach Kapstadt segeln,
natürlich sind auch dann nur kernige Seglerinnen an Bord.
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Mein Freiexemplar der Neuauflage von 'Heavy Weather Sailing, Edition 8' per
Post zu bekommen war der Höhepunkt im letzten Monat. Seit 55 Jahren ist
dieses Buch vom Schwerwettersegeln weltweit DAS Standardwerk und wurde seit
1967 immer wieder aktualisiert. Diesmal mit 250 oft atemberaubenden
Farbbildern, elf davon sind von mir.
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Ich möchte Euch dieses Englische Buch dringend empfehlen.
Ich weiß nicht wann und im welchem Umfang die Deutsche Übersetzung
veröffentlicht wird.
Auf dem Titel empfiehlt der populäre Segler Pete Goss:
„If you buy no other book for your voyage, buy this one“ frei übersetzt:
„Wer für seinen großen Törn nur nur ein Buch kauft hat sollte dieses an Bord
haben“ .
In dieser Ausgabe hat mir der Editor den roten Teppich ausgebreitet, weil
das längste aller Kapitel 'Storm Tactics for Sailing Vessels' größtenteils
von mir ist. Auf 22 Seiten habe ich meine Erfahrungen mit dem 'Jordan Series
Drogue' im Detail beschrieben, denn es ist mir ein großes Anliegen dass
jeder Blauwassersegler die Sturmtaktik des magischen 'JSD' kennt.
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„Ich bin der Meinung dass auf JEDER Ozeanüberquerung auf ALLEN Breitengraden
die gut durchdachte Sturmtaktik eines Schleppankers an Bord sein muss“ (HWS
Seite 182).
„Es ist kein Geheimnis welche Sturmtaktik meine erste und einzige Wahl ist,
der JSD! Denn ich kann ehrlich sagen dass er mir mindestens zwei mal das
Leben gerettet hat“ (HWS Seite 180).
Der Text des Kapitel 14 endet mit meiner Empfehlung für den JSD (Seite 188):
„Keep the mast out of the water and keep the water out of the boat',
also:
„Lass' den Mast nicht ins Wasser kommen und lass' das Wasser nicht ins Boot
kommen” (BWB 119).
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Obwohl ich auch dem GGR 2022 eher kritisch gegenüber stehe wünsche ich der
Seglerin Kirsten Neuschäfer als einzige Frau im Rennen alles Gute. Sie ist
eine exzellente Seglerin und erscheint mir eine echte Kämpferin zu sein.
Momentan ist sie auf halber Strecke zwischen Rio und Kapstadt. 2018 segelte
ich parallel zum GGR und versuchte die Zeit von Bernard Moitessier 50 Jahre
zuvor zu schaffen, an dieser Stelle lag Nehaj zeitgleich mit ihm, bzw. drei
Tage vor dem jetzigen GGR.
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Die einzige Frau im GGR 2018 musste ihr Boot aufgeben und wurde auf hoher
See gerettet.
Die beiden anderen Frauen der 'Longue Route 2018' brachen ihre Reise leider
schon früh ab.
Dennoch war das Jahr 2019 einmalig, denn gleich drei Seglerinnen beendeten
ihre Einhandreise um die Welt in traditionellen Jachten erfolgreich. Es
waren die Boote FanFan, Nereida und Nehaj.
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Mittlerweile sind zwölf Frauen Solo und nonstop um die Welt gesegelt.
Die Hälfte davon auf Rennjachten von über 18m Länge, z.T. auch im Vandee
Globe. Im Vergleich zu unseren traditionellen und eher einfachen Segelbooten
ist das eine völlig andere Kategorie.
Hier die Boote unter 18m Bootslänge:
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Kay Cottee 1988 AUS Sydney – Sydney 189 Tage
10.2m Monohull
Lisa Clayton 1995 UK UK – UK 285 Tage
11.6m Monohull
Jessica Watson 2010 AUS Sydney – Sydney 210 Tage
10.2m Monohull
Susanne H.-Curphey 2019 DTL USA – AUS 251
Tage 11.9m Monohull
Joanna Paikova 2019 POL UK – UK 216 Tage
12.2m Monohull
Jeanne Socrates 2019 UK CAN – CAN 340 Tage
11.6m Monohull
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Somit könnte Kirsten Neuschäfer die 13. Soloseglerin und erst die siebte
Seglerin auf einer traditionellen Fahrtenjacht werden. Ich wünsche ihr eine
sichere Nonstop-Reise um die Welt.
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Das Wort Sicherheit bringt mich nochmal zum Thema 'Storm Tactics for Sailing
Vessels', das ich im oben genannten Buch 'Heavy Weather Sailing' ausführlich
erörterte.
Ab Kapstadt beginnt im GGR südlich vom 40. Breitengrad der Southern Ocean.
Diese Segler werden also zuerst im südlichen Indischen Ozean und dann im
Südpazifik bis Kap Hoorn segeln bevor der Kurs wieder nach Norden geht.
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Auf meiner Reise 2018/19 lagen ab Kapstadt/Cape Agulhas noch vier Ozeane
voraus. Vom Tag 72 bis zum Tag 251 der Reise war ich ein halbes Jahr und
eineinhalb mal um die Welt im Southern Ocean. In dieser Zeit erlebte ich
fünf Stürme die ich nur Dank des 'Jordan Series Drogue' sicher und ohne
jeden Schaden abwetterte. Das wurde schauerlich bewiesen, als im Indischen
Ozean zwei Jachten im GGR in nur 50 sm Abstand vom Sturm zerschlagen wurden
und diese Einhandsegler auf hoher See gerettet werden mussten. Insgesamt
wurden im GGR 2018 fünf Jachten auf hoher See aufgegeben, obwohl es alle
hochseefeste und gute Boote waren. Entweder sie sanken mittlerweile oder sie
schwimmen noch heute als gefährliches Treibgut auf den Ozeanen, denn immer
wird von Wracks der Segelboote berichtet die erst nach bis zu zehn Jahren an
irgendeiner Küste angespült wurden.
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Ich empfinde es als verantwortungslos dass der Gewinner des GGR 2018 in
einem Artikel zu seiner 'Sturmtaktik' diese Theorie beschrieb:
„Der Mastbruch während der Durchkenterung wäre mir erspart geblieben wenn
die Wanten statt den vorgeschriebenen 8 mm bei den von mir erwünschten 6 mm
mehr Elastizität gehabt hätten“.
Seine Theorie macht die 12 mm starken Unterwanten auf Nehaj aberwitzig:
https://www.yachtingmonthly.com/sailing-skills/storm-tactics-from-the-golden
-globe-race-jean-luc-van-den-heede-70841
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Ich glaube nicht dass ich in diesem halben Jahr im Southern Ocean eine
höhere Sturmhäufigkeit als normal erlebte, ich vermute sogar das Gegenteil.
Also erwarte ich dass die Segler im GGR 2022 in den beiden Ozeanen zwischen
Kapstadt und Kap Hoorn in etwa drei Monaten mindestens zwei schwere Stürme
von über zehn Beaufort mit einer Dauer von mehreren Tagen mit gefährlicher
See erleben werden. Ich hoffe dass sie sich diesmal über ihre Sturmtaktik
mehr Gedanken machten, den Bericht von Sir Robin aufmerksam lasen und
folgerichtig einen JSD Drogue an Bord haben.
https://www.sailingscuttlebutt.com/wp-content/uploads/2019/04/GGR-dismasting
s-Report.pdf#page=2
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Eher zufällig fand ich kürzlich eine Liste meiner Stürme während der 'Longue
Route 2018' wieder, weil sie mir im BWB 111 als zu lang erschien und dann in
Vergessenheit geriet.
Vielleicht bekommt sie im momentanen GGR und dem geplanten GSC 2023 neue
Aktualität.
Ich werde sie Euch im BWB 222 schicken.
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Weniger passend in diesem BWB mit dem Titel 'Lady-Sail' ist die momentane
Episode von Yvan Bourgnon, der in Paris vor Gericht erscheinen musste. Seine
Lügen und Übertreibungen in der Nordwest Passage 2017 haben ihn also doch
noch eingeholt. Ich war Zeitzeuge und habe in meinen BWB 061, 063 und 065
berichtet. Weil ich mich nicht weiter einmischen will gebe die für Yvan sehr
peinlichen Bilder des Schlepp von 90 Seemeilen zur und durch die Bellot
Strait nicht weiter.
Mehrere Zeitungen zitierten mich kürzlich, natürlich auch 'meine Freunde'
von 'Die Yacht':
https://www.yacht.de/special/menschen/yvan-bourgnon-umstrittener-segelheld-v
or-gericht/
https://www.nzz.ch/sport/segeln-draufgaenger-vor-gericht-hat-yvan-bourgnon-b
etrogen-ld.1705506
https://www.lequipe.fr/Voile/Actualites/Yvan-bourgnon-accuse-de-contrefacon-
d-oeuvre-par-un-realisateur-et-un-producteur/1357887
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Von der Liste des Scott Polar Reseach Institute wurde Yvan übrigens schon
lange gestrichen:
https://www.spri.cam.ac.uk/resources/infosheets/northwestpassage.pdf
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Nach acht Einhandseglern in der NWP vor mir sehe ich mich als Nummer Neun,
auch wenn es als erste Frau Solo wohl eine Erstleistung war.
Genau wie die Reise von Bernard Moitessier im Jahr 1969 und von Tracy
Edwards im Whitbread 1990 ist das wirklich schöne an einer Erstleistung dass
sie als solche für immer bestehen bleibt und eben kein 'Rekord' ist, selbst
falls sie danach viele Male wiederholt wurde.
Mit liebem Gruß,
Nehaj-Susanne
BLAUWASSERBRIEF 222
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Horta, Insel Faial/Azoren, 28.10.2022
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Mein Jordan Series Drogue
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350 Seemeilen nördlich der Isles Crozet, 40º 10' Süd, 049º 57' Ost, 217
Tage auf See, 28.378 Seemeilen
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17.01.2019
Update 11.02.2019
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'Segeln in Jordanien' – Der Jordan Series Drogue Meine benannten Stürme in
der Longue Route 2018
1. Tag 72 am 25.08.2018, auf 39º S + 022º E, Indischer Ozean
Nach etlichen Fronten und viel Gegenwinden im südlichen Atlantik gab es Ende
August den ersten Winter-Gale. Ein Tief mit nur 944hp in Verbindung mit
einem Hoch von 1030hp bildete eine 86mb-Düse von 8-9 Bft., ich nannte es den
'Powerriesen'. Im Höhepunkt des 'Sturms' (in Englisch genannt 'Strong Gale')
hatte ich Probleme mit Miss Aries, als das Ruder ohne offensichtliche
Überlast immer wieder hoch klappte. Noch in der gleichen Nacht konnte ich
das Gelenk des Servoruders auswechseln und wieder gut segeln. Are im GGR
hatte zur gleichen Zeit ebenfalls Probleme mit seiner Selbststeueranlage.
Dabei rollte sein Boot 360º durch und der Mast brach in Stücke. Der kernige
Skandinavier konnte unter eigener Kraft mit Notrigg die 300 Seemeilen nach
Kapstadt segeln.
2. Die Tage 78 - 90 vom 31.08. bis 12.09.2018, auf 39º S + 029º bis
050º E, Indischer Ozean, 9h JSD
Dies war die Gegend des eigenartigen maritimen Märchenwald im SE von
Südafrika. Innerhalb von zwei Wochen zogen etliche kleine Tiefs auf ihrem
Weg nach Südosten knapp an uns vorbei. Ich nannte sie 'Die Sieben
Giftzwerge'. In dieser Zeit gab es 'Keinen Whisky', also kein Westwind. Vor
einem der Frontdurchgänge blies es mit Stärke 8 aus Osten, deshalb brachte
ich zum ersten Mal auf dieser Reise den Sturmanker (JSD) aus. Unerwartet
brachte der folgende Windwechsel nur 4 Bft. und mein JSD war völlig umsonst
im Wasser, die Zwerge grinsten.
3. Tag 99 am 21.09.2018, auf 39º S + 071º E, Indischer Ozean, 40h JSD
Zur Tag-und-Nachtgleiche marschierte ein Tief das ich 'Berta' nannte
breitbeinig und grimmig auf Nehaj zu, sowie auf drei Boote im GGR die mich
in den vergangenen Tagen überholt hatten. 'Die Dicke Berta' mit einen
Luftdruck von 975hp bildete mit dem nahe gelegenen Hoch von 1025hp eine
heftige Winddüse von 50hp. Für uns vier Jachten wurden über 10 Bft
vorhergesagt. Wir waren alle gut gewarnt und am Abend brachte ich den JSD
bei fast völliger Flaute aus. Um Mitternacht pfiff es im Rigg. In den
folgenden 40 Stunden lag Nehaj in absoluter Sicherheit vor dem Seeanker in
schwerer See. Zwei Monate später berichtete mir Mark am Funk dass er drei
'Knockdowns' hatte, beinahe über Bord gewaschen wurde und eine Welle zwei
Tonnen Wasser durch den Niedergang ins Boot schwappte. Viel schlimmer erging
es Abil und Gregor, ebenfalls im GGR 2018. Beide Boote kenterten im Abstand
von 50 Seemeilen zu Nehaj durch und verloren das Rigg. Abil erlitt schwere
Verletzungen und lag fast völlig gelähmt in der Koje. Als nächstliegendes
Schiff war ich in Kontakt mit der MRCC in Australien und auf Stand-By für
seine Rettung. Zum Glück wurden beide Skipper von einem französischem Schiff
geborgen das ein gut benanntes RIB und eine Trage für Abil hatte. Ab dann
bekam für mich das Spiel des GGR in unmittelbarer Nähe einen sehr bitteren
Beigeschmack. Eines der beiden herrenlosen Boote treibt vielleicht noch
heute im Indischen Ozean, eine Gefahr für alle anderen Jachten (ein AIS
Signal sendete die Position noch bis Ende Januar 2019).
4. Tag 127 am 19.10.2018, auf 45º S + 135º E, Indischer Ozean
Es war eine eigenartige Wettersituation bei der zwei intensive Tiefs in der
Großen Australischen Bucht nach Süden zogen. Nehaj steckte genau zwischen
ihnen. Hinter uns war 'Der Grimmige Bär' mit 978hp. In einer Email scherzte
Freund Rolf dass Nehaj 'Der Listige Fuchs' sei, der dem 'Bären' zwischen den
Beinen durch saust. Tatsächlich segelte Nehaj nach Osten was die Lappen her
gaben, zudem hatte ich kurz zuvor den schlimmen Bewuchs der Entenmuscheln
abgekratzt. Voraus flog derweil 'Die Hornisse' als zweites Tief in Richtung
Bass Strait nach Osten, machte aber plötzlich einen 90º Zacken im Kurs um
sich vor der Westküste von Tasmanien zu verstärken und knapp vor uns nach
Süden zu brummen. Unweit im Westen war Suzie im GGR noch im Westen des
'Bären' und hatte ihr erstes Sturmerlebnis, angeblich segelte sie einen Tag
lang zurück um das Schlimmste zu vermeiden.
5. Tag 171 am 02.12.2018, auf 52º S + 083º W, Pazifischer Ozean, 18h
JSD
Mehr als sechs Wochen lang jagte ein Tief das andere, aber alle blieben weit
im Süden. Wir hatten kerniges und schnelles Segeln über den gesamten
Pazifik, auf unserer Breite von 44-48º S gab es keine Stürme. Südlich vom
50. Breitengrad wurde das Wetter heftiger und die Wassertemperaturen bei
10-6º C deutlich kälter. 'Die Dampfwalze' würde unseren SE-Kurs exakt da
kreuzen wo wir einen Tag später sein würden. Also wetterte ich 18 Stunden
lang am Seeanker bei nur 8 Beaufort ab, bis 'Die Danpfwalze' südlich von uns
vorbei gezogen war. Derweil gönnte mir den Luxus zum ersten Mal auf dieser
Reise den Dieselofen anzuzünden und drinnen im sicheren Warmen abzuwarten.
6. Tag 174 am 05.12.2018, auf 56º S + 068º W, Pazifischer Ozean, 42h
JSD
Nur drei Tage darauf und nur noch 220 Seemeilen vor dem 'Großen Kap' nannte
ich den nächsten Sturm 'Hoornblower'. Das eigentliche Tief mit nur 955hp zog
knapp südlich von uns durch, bildete aber eine riesige Rinne die noch Tage
danach Starkwind brachte. Nehaj wetterte ganze 42 Stunden lang am JSD ab.
Knapp 2.000 Seemeilen im NW von uns war Suzie im GGR im gleichen
Wettersystem und verlor bei einem 'Pitchpole' das Rigg. Sie musste ihr
hoffnungslos beschädigtes Boot aufgeben. Sie war die einzige im GGR mit
einem JSD, den sie auch ausbrachte. Ich hoffe wir werden eines Tages
erfahren warum das Tau ihres Seeanker riss. Als ich von diesem tragischen
Erlebnis informiert wurde stimmte es mich so depressiv, dass es mich davon
abhielt den dekadenten Dieselofen anzuzünden. Suzie wurde überraschend
schnell von einem Frachtschiff gerettet, entweder ist ihr Boot gesunken oder
es treibt noch immer ohne Licht oder AIS Signal im südlichen Pazifik.
PS: John Harris untersuchte die Ursache von Suzie's gebrochenem JSD
detailliert und mit ihrer Hilfe. John stellte fest dass die Leinen
des JSD für das für diese lange Reise beladene Boot zu schwach dimensioniert
waren, es waren auch zu wenige Trichter, aber vor allem waren Leinen mit
einem Knoten statt einem essentiellen Spleiss verbunden. Jeder Seemann weiß
dass ein Knoten im Gegensatz zu einem ordentlichen Spleiss die Bruchlast der
Leine um bis zu 50% mindern kann.
7. Tag 189 am 20.12.2018, auf 46º S + 033º W, Atlantische Ozean, 53h
JSD
Dieses intensive Tief mit 960hp kam für mich etwas unerwartet, aber
mittlerweile hatte ich gelernt den JSD auch bei schnellem Segeln unter
Sturmfock sicher auszubringen wenn mir die Brecher zu gefährlich erscheinen.
Ich nannte dieses Tief 'Packeis', weil wir uns unweit der maximalen
Eisgrenze befanden. Der eigentlich Sturm smit 10 Bft. blies nur 12 Stunden
lang, aber danach wollte es lange nicht unter Stärke 8 abflauen. Es erschien
mir zu gefährlich den JSD dann einzuholen, denn sehr leicht könnte man sich
verletzen oder es gibt Materialbruch. Also besser abwarten - ganze 53
Stunden lang!
8. Tag 212 am 12.01.2019, auf 40º S + 035º E, Indischer Ozean
Zu dieser Zeit flickte ich den JSD und nannte das Tief deshalb 'Die
Nähmaschine'. Es war beängstigend als sich der Kerndruck des Tiefs innerhalb
von 30 Stunden von 996hp auf 958hp um 38hp vertiefte und am 'zahmen' 40.
Breitengrad mit Stärke 9-10 ordentlich Wind brachte. Bald darauf ging meine
Bord-Nähmaschine kaputt, aber ich stichelte per Hand weitere neue kleine
Trichter falls ich den JSD auf dieser Reise nochmal einsetzen musste.
9. Tag 242 am 11.02.2019 auf 44º S + 122º E, in der 'Great Australian
Bight', 33h JSD
Wir waren mittlerweile weit südlich von Cape Leeuwin, als es im vorbei
ziehenden Tief bei Westwind mit über 10 Bft. pfiff. Nur neun Tage vor dem
Landfall in Tasmanien lag ich dabei 33 Stunden vor dem JSD. Ich nannte
diesen Sturm 'Monster-Hose', weil ich mir zu diesem Zeitpunkt aus einer
riesigen Plastiktüte eine Hose zurecht stichelte, die ich über dem schlimm
leckenden Ölzeug trug. Es klappte und ich blieb bei den Arbeiten an Deck
trocken. Als es auf 7 Bft. abflaute brachte ich den JSD Dank des hohen
Schwell überraschend einfach ein. Freund Rolf erinnerte mich daran, in der
kommenden Woche den Landfall und das entsprechende 'Linksabbiegen' nicht zu
vergessen.
In der Longue Route waren es insgesamt 195 Stunden vor JSD.
Das entspricht 8 Tagen und 3.2% der Gesamtzeit von 251 Tagen auf See.
Es erreichte uns eine Mail, mit der Bitte, den Inhalt und die angehängten Bilder zu veröffentlichen. Dies soll geschehen, hier der „Originaltext“:
Seit einigen Wochen ist die SINGLE MALT Crew wieder an Bord und heftig daran, sie wieder auf Vordermann zu trimmen. Die meisten Arbeiten sind geschafft, doch die schönsten davon erlebten wir in luftiger Höhe (siehe Fotos) (das Bein auf dem einen Bild gehört Almuth (78)). Gelegentlich freuten wir uns auf einen der seltenen Besuche von Uwe, DF5AM.
Wie gewohnt nimmt er Besitz auf der Treppe im Niedergang, um die ganze Kabine samt uns im Blick zu haben. Wiederum verbrachten wir einige gemütliche Stunden und freuten uns anschließend über die wunderbaren Mangos und Zitronen, die er aus seinem Garten mitgebracht hat. Noch einmal herzlichen Dank!
Eine kleine Anmerkung sei mir, Uwe (DF5AM), gestattet. Almuth (DK5BF) und Edi (HB9DQT) liegen mit der SINGLE MALT schon geraume Zeit in der Marina Arrecife Lanzarote. Immer „wieder mal“ durfte ich sie besuchen und wir haben, wie oben geschrieben, schöne Stunden verlebt. Nun planen die beiden zu einem Törn aufzubrechen und ich wünsche ihnen „immer die berühmte handbreit Wasser unter dem Kiel“. Wer die beiden „verfolgen“ möchte, der sollte nach DK5BF auf APRS Ausschau halten.
Vy 73 de Uwe, DF5AM
Hier die Bilder:
Der „schwebende“ Edi!!
Almuth in luftiger Höhe!!
Uwe auf seinem „Stammplatz“!!
Wie sagt so der Volksmund: ….. der Wind, der Wind, das himmlische Kind….
… die Frühjahrsstürme kamen und sie waren heftig, heftiger als gewohnt. Seit geraumer Zeit bekamen wir danach Rückmeldungen, dass mit der Antenne unserer Clubanlage etwas nicht stimmen könne. Eine Prüfung durch unseren Gastgeber vor Ort bestätigte schließlich die Annahme, dass sich die Antennenrichtung verschoben haben müsse.
Nun gut, das lässt sich regeln und so haben wir die Antennenrichtung, durch entsprechende Änderungen der Parameter, korrigiert und – siehe da – die Rückmeldungen bestätigten den Erfolg der Maßnahme.
Nach einiger Zeit mehrten sich jedoch die Meldungen, dass mit der Antennenrichtung wieder etwas nicht stimmen könne. Die Ausrichtung erschien so, als wäre eigentlich die „alte“ Richtung „wieder“ korrekt.
Also, korrigieren wir das Ganze mal zurück. Auch dies schien zunächst erfolgreich, bis … ja bis letzten Endes die Unwetter Ende Mai dann dafür sorgten, dass sich an der Antenne nichts mehr einstellen ließ. Die Anzeigen deuteten darauf hin, dass sich die Antenne mehr oder weniger frei drehte.
Sicherheitshalber wurde der Rotor abgeschaltet und die Anlage außer Betrieb genommen. Der Notbetrieb lief über die privaten Anlagen unserer Netcontrols, bzw. der Anlage eines Freundes (Gerhard, DJ5IW) ab.
Ein Ortstermin mit Kran und Hebebühne wurde vereinbart – wir sind nicht abergläubisch und legten mutig Montag, den 13.06.2022 dafür fest. Offensichtlich scheint es da aber doch Probleme zu geben... ein Kran war zu dem Zeitpunkt nicht aufzutreiben. Somit musste das Ganze dann auf den 14.06.2022 verschoben werden.
Kran und Hebebühne waren pünktlich vor Ort und wurden sogleich für die Antenne unseres Gastgebers, die ebenfalls Schaden genommen hatte, eingesetzt, was uns Gelegenheit gab die ganze Angelegenheit einmal in näheren Augenschein zu nehmen, bevor mit der Arbeit begonnen werden konnte.
Stolz sieht sie aus, die Antenne, wie sie so über die Dächer und Bäume blickt, nicht wahr?

Doch bei näherem Hinsehen…. Was ist denn da geschehen???

Das müssen wir sicher einmal genauer ansehen…

...gucken wir noch einmal...

Oben am Mast zeigte sich dann, dass es nicht nur das Antennenkabel um die drehenden und festen Teile gewickelt hatte, sondern dass zumindest auch das Steuerkabel in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Nachdem das nun alles zunächst korrigiert worden war, wurde ein Test durchgeführt, bei dem sich herausstellte, dass offensichtlich auch der Rotor selbst Schaden genommen hatte. Er rührte sich weder vor- noch zurück. Glücklicherweise hatten wir Ersatz vor Ort, unser „alter“ Rotor, den wir im Zuge einer anderen Reparatur getauscht hatten, war noch funktionsfähig und so kamen Kran und Hebebühne noch einmal zum Einsatz und der Rotor wurde getauscht.
Danach der Test…. Siehe da, die Anlage funktionierte wieder einwandfrei. Jetzt noch die notwendigen Korrekturparameter eingeben und überprüfen und dann, gegen 20:00 Uhr konnte die Erfolgsmeldung an unsere Netcontrols versandt werden …. :
DK0MC ist wieder „up and running” ….
Der erfolgreiche Praxiseinsatz direkt am Folgetag wurde dann durch Uwe (DF5AM) mit wirklich ausgezeichnetem Ergebnis durchgeführt, sogar die gegenwärtig eher „durchwachsenen“ Bedingungen auf der Kurzwelle spielten da mit. Da soll doch mal jemand noch etwas sagen….
Also – viele gute QSOs und an alle Hörer auf den Meeren gute und sichere Fahrt, gute Wache und gute Reise – INTERMAR ist erreichbar und wird Euch begleiten…
Dieser Beitrag wurde von Uwe (DD1HUR) geschrieben. Uwe war derjenige, der vor Ort die Reparatur durchgeführt hat! Ich spreche mal im Namen aller Mitglieder, Freunde und auch Zuhörer der täglichen Netze von INTERMAR.... Uwe, recht herzlichen Dank!!
Vy 73 de Uwe, DF5AM
Auf der SINGLE MALT zu leben, kann das Leben wirklich verändern! Nach jahrelanger Prüfung hat sich etwas ereignet, was man nur mit einem Bild trefflich darstellen kann.

Alle INTERMARER wünschen Euch beiden alles Gute auf dem weiteren gemeinsamen Lebensweg, auf das Ihr noch viele Seemeilen zusammen mit der SINGLE MALT bewältigen könnt!
Heute erreichte uns eine Nachricht, die es wert ist, in News veröffentlicht zu werden! Unser Mitglied Horst-Peter Köhler hat "so mir nichts dir nichts" mal eben die Amateurfunkprüfung der Lizenzklasse A bestanden und das Rufzeichen DL7HP erhalten! Horst-Peter ist von Beruf Arzt, nun aber im Ruhestand. Von der Funkerei hatte er "überhaupt keine Ahnung", aber gerade deshalb ist es so erwähnenswert, diese Leistung. Zeigt sie doch, auch ohne Vorkenntnisse ist es möglich, die Amateurfunkprüfung zu schaffen!
So wünschen wir Horst-Peter alles Gute bei der Ausübung unseres gemeinsamen Hobbys und freuen uns auf das erste QSO mit ihm!
Vy 73 de Uwe (DF5AM)
Vor ein paar Tagen wurden wir darauf aufmerksam gemacht, das der ORF sein Programm auch auf der Kurzwelle in deutscher Sprache sendet. (Siehe dazu den Logbucheintrag vom Donnerstag, 24. Februar 2022, Morgennetz.)
Nun kam eben ein Update, das wir nicht vorenthalten wollen. So könnten auch Stationen, die "weltweit unterwegs sind", zumindest Nachrichten in deutscher Sprache empfangen. Hier die Originalnachricht:
ORF-Radio-Journale via Kurzwelle
Aus ORS-Sendezentrum Moosbrunn
Wien (OTS) - Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine weitet der ORF
sein Informationsangebot via Radio-Kurzwelle aus. Ab sofort bietet der ORF,
zusätzlich zum Ö1 Morgenjournal (6155 kHz, 7.00 Uhr MEZ, Mo-Sa), täglich
auch das Ö1 Mittagsjournal (13730 kHz, 12.00 Uhr MEZ, Mo-Sa,) und das Ö1
Abendjournal (5940 kHz, 18.00 Uhr MEZ, Mo-Fr und So) via Kurzwelle an.
ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher: Mit diesem zusätzlichen Service
können die Ö1-Radio-Journale von deutschsprachigen Hörerinnen und Hörern in
ganz Europa, also auch in der Ukraine, einfach und niederschwellig
empfangen werden!
Via Kurzwelle stehen die Ö1-Radio-Journale auch dann noch zur Verfügung,
wenn lokale Mobilfunknetze und sonstige mediale Infrastrukturen nicht mehr
funktionieren. Gesendet wird vom Kurzwellensendezentrum im
niederösterreichischen Moosbrunn, das von der ORF-Sendetechniktochter ORS
betrieben wird.
Weiterhin wird um Empfangsberichte gebeten! Diese dienen dazu die Ausbreitung der Sendung überprüfen zu können dienen auch als Grundlage für einen Weiterbetrieb der Sendeanlage.
Vy 73 de Uwe, DF5AM
Lothar (EA8DES) und Renate hatten sich von Las Palmas aufgemacht, mal auf der Nachbarinsel Lanzarote einen Kurzurlaub einzulegen. Das geht mit dem Flugzeug ja ohne Probleme, die Reise dauert im Flieger ca. 45 Minuten. Lothar hatte diesen Besuch der Insel recht frühzeitig bekannt gegeben, so konnten wir ein Treffen vereinbaren. Bei schönstem Sonnenschein, wenig Wind und erträglichen Temperaturen habe ich dann die beiden an ihrem schönen Ferienapartment abgeholt und nach einer kurzen "Rundfahrt" durch den Ort Playa Blanca ging es dann durch das Timanfaya Gebiet ab in Richtung unser Heimstätte. Dort angekommen wartete schon Kaffee und Kuchen, den meine XYL Ingrid (DL5OAD) zubereitet hatte. Aber erst einmal Platz nehmen....

Links: Renate, auf der Bank Lothar (EA8DES)
So haben wir dann einen wunderschönen Nachmittag verleben können. Lothar war besonders daran interessiert, zu erfahren, wie ein Netcontrol denn so seine Arbeit verrichtet... Nun, nichts leichter als das! Ich habe ihm erläutert, wie ich mich auf das Netz vorbereite, welche Tools ich dazu verwende, um die Wetterinformationen im Netz "zum Besten" geben zu können, aber auch vorbereitet zu sein, kommen "individuelle" Wünsche. Zum Schluß dann noch ein paar "Helferlein" für meinen Browser, die ich mir selbst erstellt habe (QSO-DB, QTH-Locator Rechner...), erklärt. Ich darf wohl sagen, Lothar, immerhin passionierter Segler und langjähriger Funkamateur, war schon ein wenig beeindruckt. Wie kommt nun das ganze "in die Luft" war die nächste Frage. Unserer kleinen Anlage aus TRX IC 7300 und ein paar Dipolen auf dem Haus traut man sowas mit der bekannten Reichweite und Qualität auch berechtigter Weise nicht wirklich zu. Aber auch hier verbirgt sich ja kein Geheimnis dahinter. Die Remoteanbindung zur Klubstation DK0MC geöffnet und eine kleine Vorführung, wie man so einen TRX bedient, da war auch die Frage erschöpfend beantwortet. Als wir dann wieder bei den Damen erschienen, hatten diese uns nicht vermisst, so wie sie im Gespräch vertieft waren.
Noch reichlich geschwätzt, dann wurde es auch bald Zeit, sich zu verabschieden. Aber vorher noch ein Bierchen, natürlich nicht für den Fahrer, und schon ging es Richtung Playa Blanca!
Ich glaube auch im Namen von Lothar und Renate zu sprechen, es war ein sehr schöner Nachmittag, wir hatten unsere Freude, die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Mit einer Einladung an uns, die beiden doch mal in Las Palmas zu besuchen haben wir uns dann verabschiedet.
Vy 73 de Uwe (DF5AM)
Es erreichen uns immer mal wieder Hinweise, das im Browser die Netcontrol Liste, der Livestream usw. nicht angezeigt werden. So möchte ich hier eine erste "Abhilfe" beschreiben, die von Uwe (DD1HUR) eruiert wurde.
Das oben beschriebene Phänomen tritt wohl bei dem Browser Firefox auf, nachdem dieser mit einem Update versorgt worden ist. Folgende Vorgehensweise sollte Abhilfe schaffen:
- In der Adresszeile (wo die URL steht) gibt es links von dem URL Eintragung ein symbolisches „Vorhängeschloß“ – auf dieses Schloß klicken.
- Es öffnet sich ein Fenster mit „Websiteinformationen für intermar-ev.org“. In der Zeile darunter (neben dem dortigen „Vorhängeschloß“ ) wo steht „Verbindung sicher“ gibt es rechts einen kleinen Pfeil, auf den bitte klicken.
- Auf der dann erscheinenden Seite gibt es unten eine graue „Taste“ mit dem Inhalt „Schutz momentan deaktivieren“ – diese anklicken – Dann sollten sich die Inhalte wieder zeigen.
Ev. noch eine kurze Erklärung. Unter http://www.intermar-ev.org werden alle Webseiteninhalte korrekt angezeigt, unter https://www.intermar-ev.org stehen sie im Moment nicht zur Verfügung. Wir arbeiten daran, bitten aber um Geduld!
Vy 73 de Uwe, DF5AM
Unseren 1. Vorsitzenden von INTERMAR, Hans-Uwe Reckefuß (DD1HUR) erreichte vor ein paar Tagen eine Nachricht von Susanne Huber-Curphey (N1QFE). Susanne ist in der Blauwasser Szene "mehr als bekannt",sie hat mit ihrer Yacht „Nehaj“ die Welt mehrfach „einhand“ umsegelt. Susanne ist auch INTERMAR verbunden, ich persönlich habe schon ein paar QSO's mit ihr führen dürfen und ihre nette und freundliche Art kennen gelernt. So ist es uns eine Ehre, dass sie uns die Genehmigung zur Veröffentlichung des folgenden Textes erteilt hat, den ich als Webadmin mit einem Copyright von Susanne versehen habe. Wir danken Susanne ausdrücklich für diese Genehmigung und sind uns sicher, es wird nicht der letzte Artikel sein, den wir veröffentlichen dürfen. Nun aber viel Spass beim Lesen!
Vy 73 de Uwe (DF5AM)
Terceira Island/Azoren, 05.09.2021
Seit dem Start in Bremerhaven war das Wetter unverschämt gut. Von der Weser bis weit hinaus in die Biskaya segelten wir mit ausgebaumter Fock, also mit Wind von achtern, perfekt.
Am zehnten Tag auf See schrieb ich diese Zeilen:
„Schiffe habe ich schon seit vier Tagen nicht mehr gesehen, auch nicht im Radius von 24 Seemeilen auf dem AIS Bildschirm. Beim Blick nach achtern sehe ich Schwell von gut zwei Metern Höhe heran laufen, der sich in der Biskaya in dieser 'völlig falschen' Windrichtung aufgebaut hat. Jeder Wellenhügel hebt das Boot an bis ich den weiten, klaren und wunderbar leeren Horizont sehe. Dann rollt das flache Tal unter uns durch und mein Blickfeld reicht nur noch bis zum nächsten Wellenkamm. Man möchte meinen wir sind im Passatwind, aber dafür sind wir lockere zwanzig Breitengrade zu weit im Norden! Derweil segelt Nehaj ihre Bahn in Richtung Südwesten noch immer fast auf Vorwindkurs. Mit jedem Tag wird es etwas wärmer. Wir sind jetzt etwa auf der Breite von Cap Finisterre in Nordspanien und selbst im Nordatlantik ist das Wasser nun 21.6º C warm.“
„Bordalltag stellt sich ein, ich koche wieder Mahlzeiten und finde meinen See-Rhythmus. Nach tagelang grau-bedecktem Himmel und Regen werden an diesem klaren Tag nicht nur die Batterien voll geladen, sondern um mich ist wieder das vertraute Blau des offenen Ozeans. Diese Weite und seine pelagische Freiheit erscheint schier endlos, es ist Blauwasser vom Feinsten. Ich schwöre, heute habe ich seit sehr langer Zeit wieder den 'happy hum' von Nehaj gehört. Das ist ihr eigenartiges glückliches Summen. Dabei kann ich nicht sagen ob es aus dem Rigg, vom Kiel oder Ruder kommt. Manchmal ist einfach da und das ist gut so.“
Das Azorenhoch verbringt seinen Sommerurlaub in Schottland, was der Grund für diese ungewöhnliche Wetterlage ist. Dort hockt es mit seinen 1.040 Hektopascal auf der Stelle und faulenzt. Derweil bildeten sich kleine Tiefs südlich von uns und brachten lokalen Turbo. Das erste Tief bei meiner Abfahrt gab Deutschland und der Nordsee graues Regenwetter in, aber diesen Preis zahlte ich für günstigen Wind sehr gerne.
Natürlich war die Strecke bis zum Englischen Kanal trotzdem anstrengend. Alleine an Bord gibt es im steten Strom der vielen Schiffe, der Küstennähe und den vielen Fahrwassertonnen keine Ruhe. Unweit daneben sind die Offshore-Felder riesiger Windturbinen und Ölplattformen. Am Ende blieb ich nicht im Abseits wie geplant sondern reihte mich in die Autobahn der Dickschiffe ein, schön am rechten Rand. Das neue AIS-Gerät warnte mich verlässlich wenn es beim Überholen eng wurde und in den Pausen dazwischen ratterte die neue Eieruhr im Viertelstunden-Rhythmus. Das gute an solch belebten Schifffahrtslinien ist dass jeder sehr aufmerksam ist, auch ich.
Das zweite Tief lag nur etwa eine Tagesstrecke voraus. Es zog entlang des 40sten Breitengrades langsam nach Osten und brachte uns auf seiner Nordseite genau den richtigen Wind. Bald darauf warnte mich Uwe von 'Intermar', DD1HUR, via Amateurfunk vor mehreren tropischen Stürmen. Uwe und ich kennen uns recht gut und auch diesmal schrieb er mir alle Details in umfassenden, persönlichen Emails. September ist der aktivste Monat der Wirbelstürme im Nordatlantik und es brodelte rundum und nicht allzu weit entfernt. Reste vom tropischen Sturm 'Julian' hatten es sich über den Azoren gemütlich gemacht und der neu benannte Hurrikan 'Larry' könnte von den Kapverden durchaus in meine Richtung ziehen. Keine Ahnung was aus 'TS Kate' wurde. Selbst im Osten des Nordatlantik bringt das Segeln um diese Jahreszeit also einige Adrenalin-Attacken.
Beide verschonten mich. 'Larry' blieb auf seiner ordentlichen Route nach Westen und macht momentan als 'Major Hurricane' mit über 100 Knoten Windgeschwindigkeit die Bahamas und Bermuda nervös. 'Mein Julian' löste sich langsam auf und saugte mir dabei den günstigen Wind weg. Ich lachte mich selbst aus, denn meine Berechnung der Ankunft auf den Azoren wurden völlig unsinnig. So torkelten wir bei geborgenen Segeln herum und warteten auf Wind, während sich Uwe um mich sorgte. Eines der wenigen Schiffe in der Nähe fragte sogar an ob hier all klar sei, wie nett. Diese verbleibenden 200 Seemeilen hätte ich beim vorhandenen Diesel an Bord locker motoren können, aber irgendwie wäre dadurch meine neu gewonnene Freiheit auf dem Ozean verdorben worden. Außerdem wollte ich nicht Hundert Liter Diesel in dieses wunderbare, weite Blau blasen.
Fast war ich erleichtert nach all dem 'unverschämt guten Ostwind' auf den Gribfiles endlich wieder ein 'normales Tiefdruckgebiet' auf seiner üblichen Route zu sehen. Es würde knapp nördlich vorbei marschieren. Mir brachte es zuerst ordentlichen Gegenwind, dann nachts um Zwei eine sehr aktive Kaltfront und schließlich die erwartete Winddrehung auf NW. Nach dem Windsprung konnten wir bei tief gerefften Segeln gerade so den Kurs wieder anliegen, während Nehaj in den Seegang der alten Windrichtung polterte. Ab und zu tauchte sie die Nase tief ein und das Wasser schoss übers gesamte Deck nach achtern. In so einer Situation ist es sehr beruhigend ein solides Rigg zu haben. Erst vor einem Jahr hatte ich jeden einzelnen 'Sta-Lock' Terminal vom komplett erneuerten Draht selbst angefertigt und ich habe großes Vertrauen in den Rigger in Sneek.
Ich blieb auch völlig ruhig als ich eigenartiges Plätschern hörte, weiß ich doch dass Nehaj wirklich wasserdicht ist. Beim zweiten Mal sah ich aber nach und war sofort stinksauer auf mich selbst. Da habe ich diese wunderbaren und ultimativ wasserdichten Decksluken, hatte aber vergessen die M12 Gewindeschrauben ordentlich fest zu drehen. So plätscherten einige Tassen Seewasser auf die vordere Koje und über den Tisch im Salon. So sehr ich das Salzwasser auch liebe, in meiner Kajüte und in der Bilge hat es nichts zu suchen! Dann barg ich das Stagsegel um etwas langsamer zu werden, man will das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern.
Am Samstag Mittag, exakt zwei Wochen nach Verlassen der Schleuse in Bremerhaven, sah ich die Insel Terceira im Abstand von dreißig Seemeilen am Horizont voraus. Die Rückseite des Tiefs brachte eine tolle Sichtweite und spritzige, flotte Seemeilen auf Halbwindkurs. Das dritte Reff blieb im Groß, aber das Stagsegeln schob auf den letzten Meilen bis zum Hafen Praia da Vittoria wieder kräftig mit.
Alle Systeme auf Nehaj sind ohne Mängel und es gibt keine neue Arbeitsliste. Den eigenartig aggressiven Orcas vor der Spanisch-Portugisischen Küste haben wir mit diesem Umweg in den Westen ein Schnippchen geschlagen, aber bei den Dellen im Rumpf und dem Waschbett zwischen den Spanten unter der Wasserlinie an Steuerbord hätten sich die Orcas vielleicht verschüchtert verdrückt, wer weiß. Nehaj kann die 'battle scars' ihrer Strandung mit Stolz zeigen. Statisch ist sie stärker als zuvor und hat bei diesem Hüpfer in den Süden ihre neue Seefestigkeit bewiesen. Gut gemacht Nehaj und Miss Aries!
Mit lieben Grüßen von den schönen grünen Atlantikinseln, Susanne
© Susanne Huber-Curphey