Digimodes - eine Betrachtung


Digitale Betriebsarten, kurz „Digimodes" genannt, gewinnen immer mehr Anhänger unter den Amateurfunkern. Das liegt sicherlich zum einen daran, den PC nun auch im Amateurfunkbereich einzusetzen, zum anderen aber auch, ohne „großen" Antennenaufwand und relativ geringer Sendeleistung große Entfernungen überbrücken zu können. Weitere Anreize wurden in den letzten Jahren für diejenigen unter den Amateurfunkern geschaffen, die langläufig als „Diplomjäger" tituliert werden. Dabei soll nicht verhehlt werden, Diplome, also Nachweise für erbrachte Leistungen, sind seit Anbeginn des Amateurfunks beliebt. Sie sind Ausdruck außergewöhnlicher Leistungen, oft nur mit erheblichem Zeitaufwand über mehrere Jahre und unendlicher Geduld zu erlangen.

Nun kann man sich fragen, welchen Nutzen bringt dies alles für den Segler und Amateurfunker, der auf hoher See unterwegs, doch eigentlich schon alle Kommunikationswege besitzt. Kurzwellenfunk mit SSB, PACTOR oder VARA zur Mailkommunikation.... alles vorhanden. Nun, die Frage ist berechtigt, und gleich gesagt, ein realer Anwendungsfall ist sicherlich, Stand heute, mir nicht bekannt. Muss ja aber nicht bedeuten, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.

Beschäftigt man sich zum ersten Mal mit dem Thema, so wird man von Abkürzungen förmlich überrollt. BPSK31, FT4, FT8, Olivia oder THOR, nur um mal einige zu nennen. Hier einen Überblick zu geben soll nicht die Aufgabe sein. Aber eins haben eigentlich alle gemeinsam, mit intelligenter Ausnutzung von Bandbreiten und Signalverfahren werden Nachrichten von A nach B übertragen. Ja, die Entwicklung schreitet auch dort immer weiter voran. Mag man es vergleichen mit den Innovationssprüngen bei Handy´s, G3(EDGE), G4(UMTS), G5(LTE), immer neue innovative Verfahren wurden und werden weiterentwickelt.

Was benötigt man nun, um an diesen digitalen Betriebsarten teilnehmen zu können?

Einen PC, vorzugsweise mit integrierter USB-Schnittstelle, ein Verbindungskabel zum TRX, oft reicht ein USB-Kabel, wenn der TRX über USB-Fähigkeit verfügt, sowie eine spezielle Software, die eben die Aufgaben der Modulation und Demodulation übernimmt und den TRX steuert, in einer Art "Fernbedienung".

Wie kommt man zu dieser Software?

Entsprechende Software gibt es im Internet. Und, ganz im Sinn des HAM-Spirit, kostenfrei! Da sich auch hier mehrere Ersteller von Software den Markt teilen, kann ich nur berichten von den bei mir eingesetzten Komponenten. Und somit ein erster kleiner Erfahrungsbericht.

Meine Station besteht aus einem TRX IC7300 aus dem Hause Icom. Weiterhin ein handelsüblicher Windows 10 PC mittlerer Ausstattung. Gekoppelt sind die beiden Geräte mit einem handelsüblichen USB-Kabel. Als Antenne dient ein Dipol für 20m und 15m sowie eine Bazooka für 40m, ca. 8m über Grund, auf einem Haus mit Flachdach, alles in Lanzarote. Als Software ist im Einsatz „fldigi" sowie „WSJT-X". Dazu ist eine weitere Software hilfreich, die einem einen höchst genauen Abgleich der Zeit garantiert, die interne PC Uhr war bei mir nicht ausreichend genau. Hierfür ist bei mir die Software „NetTime" im Einsatz, die man immer, wenn es nötig erscheint, anschalten kann und nicht im Dauerbetrieb laufen muss.

Inbetriebnahme und Betrieb:

Als Amateurfunker alter Schule habe ich dann das Prinzip "try and error" verwendet. Das fiel insofern nicht schwer, es gibt im Internet eine Vielzahl guter Dokumente und sogar Handbücher, zumindest zu den von mir zitierten Produkten. Der PC war schnell mit dem TRX gekoppelt, die TRX-Steuerung funktionierte auf Anhieb, die Einstellungen für den Digimodus am TRX auch ohne Probleme eingestellt, dank der hervorragenden Dokumente. Mit Überlegung noch die entsprechenden Makros erstellt, alles getestet, die Anzeigen agierten so, wie in den Dokumenten beschrieben, das erste „Anklicken" der TX-Funktion, der IC7300 schaltete um auf TX, alles wie es sein sollte. So waren beide Softwareprodukte installiert und funktionsfähig.

Ein erster Versuch: Die beliebteste Art, BSP31, sollte es sein. Dort tummeln sich zu fast jeder Tageszeit Digimodenutzer. Dazu ist „fldigi" die Software meiner Wahl, und, kurz gesagt, ca. 30W Sendeleistung auf 20m das erste QSO mit Chile, Übertragung ohne Fehler. Ich räume ein, war alles etwas „holprig", aber das war nicht der Technik, sondern dem „Bediener" geschuldet. Aller Anfang ist eben nicht leicht.

Als nächstes stand dann die Übertragungsart FT8 an, es sollte ja auch „WSJT-X" getestet werden. Warum gerade FT8? Laut diverser Artikel im Internet eine Übertragungsart, die wohl immer mehr Anhänger findet. Selbst auf der Seite www.voacap.com, die aus meiner Sicht gut die Ausbreitungsbedingungen darstellt, wird diese Betriebsart als Auswahl angeboten. So war das Interesse geweckt. Hier war dann alles doch weit komplizierter, als zuerst angenommen. Aber dank einer wirklich guten Dokumentation, sogar übersetzt auf Deutsch, brachte dann nach diversen vergeblichen Versuchen einen ersten Erfolg. In den USA saß mein Partner, der mir zumindest das QSO bestätigte.

Aber es wäre nicht gerecht, würde man nicht auch über Wermutstropfen berichten. "Reale" Individualität sollte man nicht erwarten. Viele QSO's werden wirklich „automatisch", sprich mit vorgefertigten Makros, geführt. „Realtime" mit Hand am PC geschriebener Text ist eher selten. Dies galt für beide getesteten Betriebsarten. Unter BSP31 konnte ich doch einige wenige QSP-Partner zu einem kurzen individuellen Text "überlisten", habe einfach eine Frage gestellt, wo wohl eine mögliche Antwort nicht als Makro schon gespeichert war. Unter FT8 war das dann wirklich alles automatisiert, wie im Handbuch ja auch beschrieben.

So kann ich nun als Fazit als ein „Mensch des gesprochenen oder getasteten Wortes", der gerne schwätzt, feststellen: Spannendes Thema, sicherlich mit hohem Zukunftspotenzial. Die Faszination große Entfernungen mit geringster Sendeleistung zu überbrücken, dies hat mich schon beeindruckt. Wesentlich für mich das alles einmal auszuprobieren war auch, dass ich keinen Kostenaufwand hatte. Beide Softwareprodukte sind vollumfänglich, keine "Einmalkosten" oder "Nutzungszeitbeschränkungen". Ja, und wie eigentlich nicht in der ersten „eigenen Fazit Runde“ gedacht, ich ertappe mich doch immer wieder, wie ich mit BSP31 „rumspiele“, immer auf der „Jagd“ nach fernen Stationen. Warum? Nun, meine Antennenbedingungen sind bescheiden. Der Weg vom TRX zu den Dipolen ist lang, ich gehe mal laienhaft davon aus, dass 40% der Leistung des TRX, trotz recht gut angepasster Antennen, „auf dem Wege dorthin“ verloren geht. Mit SSB kann ich nur mäßige Erfolge nachweisen, in CW ist das dann schon wesentlich besser. Mit dem Einsatz von Digimodes jedoch sind mir wohl kaum Grenzen gesetzt, ich muss sogar die Ausgangsleistung des TRX auf 40% reduzieren, damit ein wirklich sauberes Signal meine Station verlässt.

Und so möchte ich jedem Mut zusprechen, es stehen die segelfreien Wintertage bevor, einfach mal testen, mir bereitet es Freude und „ich bleibe weiterhin dran".

Da ich ja auch Neuling in dem ganzen Thema bin, werde ich weiter berichten, wie sich das Thema weiterentwickelt, bei der Amateurfunkgemeinde und auch bei mir.

Vy 73 de Uwe (DF5AM)

 

Und hier noch eine Linksammlung, sicherlich nicht vollständig, aber für einen ersten Einstieg nützlich.

Eine wirklich gute Einführung in das Thema -> https://www.darc.de/der-club/referate/hf/digimodes/

fldigi, die Hauptseite mit allen notwendigen weiteren Informationen ->  http://www.w1hkj.com/

fldigi, ein Benutzerhandbuch, ohne das "geht es nicht" -> http://www.w1hkj.com/FldigiHelp/

WSJT-X Homepage, hier findet man alles Weitere ->  https://physics.princeton.edu/pulsar/K1JT/wsjtx.html