SY SuAn - mit Gabi und Lutz auf Tour

Etwas anderes als ein Leben auf See? Kaum vorstellbar für Gabi und Lutz von der Segelyacht SuAn. Und so bedarf es hier nicht vieler Worte, die Webseite der beiden weckt nicht nur Sehnsüchte in einem, sie steckt auch voller spannender Geschichten! Also, auf geht es, ab zu Gabi und Lutz hier! Viel Spass beim Lesen!

 SY Hullu Poro, mit Bernd auf dem Wasser und an Land

Bernd (DL9BS) hat es verstanden, seine beiden großen Hobby's, das Segeln und das Radfahren, zu vereinen. Bernd kann sich, so hat er mir versichert, nichts schöneres vorstellen, als mit der wunderschönen Yacht Hullu Poro (der Name des Bootes kommt aus Finnland und bedeutet wörtlich übersetzt „Crazy Rendeer“), eine Hallberg-Rassy 43 MK I, immer wieder neue Ziele anzusteuern, dort dann zu verweilen, sein Rad "über Bord zu hieven" und los geht es! Und, diese Touren "sind nicht ohne". Um so erfreulicher, das Bernd uns die Gelegenheit gibt, seine Reisen mitverfolgen zu können. Ich kann nur sagen, ich durfte Bernd persönlich kennen lernen, als er auf Lanzarote verweilte. Und klar, die 25km von der Ostseite Porto Calero auf die Westseite der Insel zu mir, das war ein "Katzensprung" für Bernd.... Ich kann nur empfehlen, seht mal auf seine Internetseite!

Vy 73 de Uwe, DF5AM

SY Hexe auf großer Fahrt...

Hm.... Man liest den Namen "Hexe" und denkt womöglich an eine verschrumpelte Figur auf einem Besen, die in der Walpurgisnacht durch die Gegend reitet... Weit gefehlt! Hier handelt es sich um einen Katamaran der Extraklasse aus dem Hause Outremer. Eigner sind Cornelia und Volker. Cornelia ist aber nicht nur begeisterte Seglerin sondern auch noch Amateurfunkerin mit dem Call DL3HEX. Wenn da man kein Zusammenhang zwischen Call und dem Namen der Segelyacht besteht....

Kennen gelernt habe ich, Uwe (DF5AM), Cornelia und Volker, als sie in Lanzarote, Puerto Calero, gelegen haben. Ich durfte die beiden besuchen und der Besuch begann mit einer ausführlichen Begehung des Katamarans, ich kam da aus dem Staunen nicht heraus. Es folgte ein selbst gebackener Kuchen, Cappuchino, viele interessante Geschichten und zum Abschluß noch ein kühles Bier, alkoholfrei versteht sich. Ich kann nur sagen, was für ein Tag! Der Vollständigkeit halber sei auch noch erwähnt, Bernd (DL9BS) von der SY Hullo Poro hatte mich begleitet, er lag zu dem Zeitpunkt ebenfalls in der Marina.

Aber irgendwann war es dann Zeit, Segel zu setzen und den Atlantik Richtung Martinique zu überqueren. Wir von INTERMAR durften die beiden begleiten, Wetterberichte und Informationen wurden täglich ausgetauscht, Amateurfunk macht es möglich. Aber was soll ich hier groß berichten. Das machen die beiden in ihrem Segelblog viel besser als ich. Deshalb einfach hier klicken und schon ist man dabei! Einen Dank möchte ich noch anfügen, dafür das wir ihren Blog hier verlinken dürfen.

Vy 73 de Uwe (Df5AM)

Was gibt es größeres, als von Susanne Huber-Curphey (N1QFE) und ihrer Segelyacht Nehaj berichten zu dürfen. Und so können wir stolz verkünden, wir von INTERMAR dürfen Susanne, die ja auch Amateurfunkerin ist, auf Ihren Reisen begleiten. Ich selbst (Uwe, DF5AM) hatte im Rahmen meiner Netcontroltätigkeit schon öfters das Vergnügen, mit Susanne ein QSO führen zu können. Ihre freundliche Stimme, ihre nette Art und die gewählten Wortewahl machen jeden Kontakt mit ihr zu einem unvergesslichen Erlebnis.

So kann man sich sicherlich vorstellen, welche Freude es für INTERMAR war, als wir die Erlaubnis erhalten haben, ihre Blauwasserbriefe veröffentlichen zu dürfen. Wem haben wir das noch zu verdanken? Unser 1. Vorsitzender, Hans-Uwe Reckefuß (DD1HUR), pflegt schon seit Jahren einen guten Kontakt zu Susanne. Ihre Blauwasserbriefe, um es einfach zu sagen, sie sind ein Genuss. Susanne ist eben nicht nur "Ausnahmeseglerin" sondern auch begnadete Autorin!

So wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen, es wird jedem das Herz aufgehen...

Vy 73 de Uwe, DF5AM


27.6.2022

Ich denke mal, diesen Link darf ich hier einstellen, er wurde mir übermittelt und ist bei unserem Partner Trans Ocean lesbar!


https://www.trans-ocean.org/Bericht-lesen/ArticleId/6604/Pl-246-tzlich-ohne-Schutzengel

Vy 73 de Uwe, DF5AM


BLAUWASSERBRIEF 196

St. Helena Island, 18.01.2022

Breite:              15º 56' Süd           

Länge:             005º 43' West       

Update aus St. Helena

Ich hatte Euch meine Neujahrsgrüße geschickt, aber leider dauerte es drei Wochen bis ich merkte dass diese Email nicht gesendet wurde.

Also möchte ich Euch nachträglich alles Gute für das Jahr 2022 wünschen.

Mögen all Eure Pläne und auch ein paar Träume in Erfüllung gehen.

Das kleine PDF mit ein paar Bildern werde ich online schicken, aber ich möchte Euch bitten auch weiterhin diese Adresse zu verwenden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

Seit meinem ersten Landgang sind vier Wochen vergangen, es war eine sehr gute Zeit.

Im täglichen Leben ist hier von C. nichts zu spüren. Man gibt sich die Hand oder umarmt sich und Masken sind unbekannt. Das hatte mich anfangs sehr beeindruckt und fast schon irritiert.

Die Insel ist wirklich einmalig und ich fühle mich herzlich willkommen. Anfeindungen gegen Segler wie es sie mittlerweile an sehr vielen Orten der Welt gibt sind hier unbekannt. Ich habe wohl die Hälfte der 'Saints' in Jamestown getroffen und eine immer beliebte Frage ist wie lange ich wohl bleiben werde. Das darf man nicht falsch verstehen, denn alle wollen dass man lange bleibt und sich hier wohl fühlt.

Wie selten ist das zu finden?

Bei meiner Ankunft im Dezember durfte ich nach fünf Tagen an Land. Weil meine Zeit auf See anerkannt wurde sollte mein C-Schnelltest schon früher stattfinden, aber das Versorgungsschiff war gerade angekommen und das geht natürlich vor. Wenn die 'MS St. Helena' etwa einmal im Monat anlegt ist es das Inselereignis, denn sie bringt fast alle Fracht und Lebensmittel auf die Insel, sowie maximal vier heimkommende 'Saints'. Die Insel hat nun einen Flughafen, aber die sonst üblichen Flüge nach Jo-Burg in Südafrika sind gestrichen und momentan ist Null Tourismus. Um die Insel auch in Coronazeiten mit dem Mutterland in Verbindung zu halten gibt es einmal im Monat einen Flug direkt aus London, aber alle Passagiere müssen dann eine strikte Quarantäne von zehn Tagen einhalten und auch den anschließenden PCR Test selbst bezahlen.

Das Wetter ist tropisch und Passat-Störungen sind unbekannt. In der zweiten Nachthälfte steht das Sternbild des 'Orion' über dem Masttop während 'Der 'Große Wagen' im Norden einen Kopfstand macht, wobei der Nordstern natürlich weit unter dem Horizont ist. Gegenüber strahlt dann das 'Kreuz Des Südens' hoch über den steilen Klippen der Insel. Tagsüber bin ich vom regen Treiben der 'Tropicbirds' mit dem roten Schnabel und ihrer markant langen Schwanzfeder fasziniert. Die hübschen 'White Terns' brüten ebenfalls in Nischen der vertikalen Felsen unweit von Nehaj und ich könnte sie bei ihren akrobatischen Anflügen stundenlang beobachten.

Bald wird die Sonne auf ihrem Weg in den Norden mittags vertikal über uns stehen, aber dank des kühlen Benguelastroms ist das Wasser und damit auch die Bootstemperatur bei 24º C sehr angenehm. An den Blick auf 180 Grad freien Horizont gewöhnte ich mich nur langsam, aber Nehaj liegt mit Bug und Heckleinen an zwei der 30-Tonnen Bojen total sicher. Zudem werden sie regelmäßig gewartet. Der SE-Passatwind ist im Südatlantik einmalig stetig, also liegen alle Boote sehr geschützt. Wir sind momentan fünf bewohnte 'Dauerlieger' an den insgesamt 20 Bojen und eine Jacht ist in Quarantäne, das wiederum wird sehr ernst genommen. Seit meiner Ankunft blieben drei durchreisende Jachten nur wenige Tage. Zwei weitere segelten sofort weiter, vielleicht weil die Crew keine Impfungen hatte? Eigentlich ist nun die Hochsaison für Jachten die aus Südafrika kommen, aber es ist sehr ruhig.

An Weihnachten hörte ich wie seit vielen Jahren die NDR Sendung 'Gruß an Bord' und freute mich sehr über die lieben Worte an mich. Das große Festessen am X-Mas-Day im Pub vor Ort war üppig. Ich glaube es gab mehr gefüllte Platten und Töpfe als anwesende Leute. Die Stimmung war locker und im Inselspirit teils auch ein wenig langsam. Jung und alt, ruhig oder laut, nüchtern oder ziemlich voll, im Insel-Slang oder mit Englisch das auch ich verstand.

Meine erste kleine Tour an Land war die 'Jakobsladder' mit den 699 Stufen über 180 Höhenmeter. Diese imposante Treppe läuft in einer geraden Linie ohne eine Unterbrechung im Winkel von über 40 Grad vom Ort Jamestown den Berg hoch. Wenn man die Treppe hinunter schaut kann einem leicht schwindlig werden. Natürlich hatte ich danach drei Tage lang Muskelkater, aber meine seit Reunion Island lädierten Knie schafften es. Entlang der Küste verläuft ein eindrucksvoller Weg etwa 100 Meter über den Klippen, dort kann ich im Stundentakt üben.

Neujahr blieb ich an Bord denn ich hatte keine Lust auf Feiern. Das war sehr gut, nur habe ich um Mitternacht im Radio 'Old Langsyne' und das laute Dröhnen der Schiffe vermisst. Es war fast wie in Tasmanien oder auf hoher See und einsam schallte Sonny's Nebelhorn über den Ankerplatz. Das war letztes Jahr am Deich an der Weser einmalig schön. Der Winterplatz 'Im Jaich' war super für mich, aber ich muss zugeben dass er mir die trüben Tage und das Eis im Hafen momentan nicht fehlen.

Ich bin wohl jeden zweiten Tag an Land und kann mich dazwischen an Bord gut beschäftigen, die vielen Streicheleinheiten gefallen Nehaj. Im Ort gibt es zwei kleine Supermärkte und etliche kleine Läden. Was es zu kaufen gibt hängt vom Fang der Fischer ab und wie lange das Schiff nicht mehr da war. Momentan gibt's keinen Honig und nur wenige Eier, aber mir fehlt es an nichts. Generell wird überraschend viel aus den UK und Südafrika importiert, sogar das Trinkwasser in Flaschen kommt aus England! Zum Glück gibt es an der Mole einen Wasserhahn wo ich meine kleinen Kanister fülle. Einmal war das Wasser verdächtig gelblich gefärbt, aber ich trank es trotzdem weil ich mich weigere das importierte Plastikwasser aus den über 8.000 km entfernten UK zu kaufen. Ich sehe es als meine natürliche Abhärtung und es geht mir sehr gut dabei.

Es gibt ein kleines Fährboot das mich abholt, an Land bringt und später auch wieder zurück. Ich freue mich darüber, denn das Vertäuen des eigenen Beiboots kann vor allem alleine bei wenig Platz und teils hohem Schwell sehr schwierig sein. Tatsächlich kommt dieser Schwell im Intervall von etwa 15 Sekunden von Stürmen im Nordatlantik diese enorme Distanz hierher. Dann kann das Aussteigen aufregend werden. Wenn sich das Boot an der Pier zwei Meter rauf und runter bewegt und gleichzeitig kräftig voraus und zurück geschoben wird ist das Timing beim Aussteigen auf der exakt richtigen Höhe wichtig. Die herunter hängenden dicke Taue helfen natürlich, aber ausnahmsweise freue ich mich hier über eine helfenden Hand. Wer immer sie Dir reicht ist kräftig und absolut zuverlässig. Wenn ich alleine bin und die richtige Sekunde verpasse, dann dreht der geduldige Fährmann ein zweites oder auch ein drittel Mal die Runde und manövriert geschickt, da ist mir mein Genick wichtiger als mein Stolz. Beim Rückweg, beladen mit dem Einkauf im Rucksack und den Wasserflaschen, ist's auch interessant. Es kann durchaus vorkommen dass im Rücksog ein Schwall Wasser von der Pier ins Boot schießt, aber es gab wohl noch nie ernsthafte Unfälle. Es ist eben ein kleines Abenteuer, dagegen stört mich das leichte Rollen von Nehaj gar nicht.

Die News gibt's im Wochenblatt und dreimal täglich als Playback im örtlichen Radio. Dazu sendet die BBC stündlich, ebenfalls auf FM. Deshalb wusste ich dass letzte Woche in St. Helena 'Booster-Week' war. Ich habe mich sehr gefreut als ich im 'Community Centre' tatsächlich meine dritte C-Impfung bekam. 'Biontec' klappte ohne Probleme obwohl ich kein 'Saint' bin. Ich brauchte noch nicht mal zu warten, keiner wollte meinen Reisepass sehen und der 40 Jahre alte Impfausweis war genug. Weil ich hier ohne Adresse und ohne Telefonnummer bin reichten als Anschrift 'SV Nehaj' und 'UKW Kanal 16' völlig aus, wie schön ist das!

Wieder an der Pier wussten der Fährmann und die Frau eines Fischers schon von meiner Impfung und fragten besorgt ob es mir gut ging. Die kernige Dame wollte auch wissen ob ich wirklich alleine über die Ozeane segle, und Freund Roy vom Boot nebenan hatte von meiner Impfung bereits im Pub erfahren. Es ist ein Dorf hier und es wissen wohl noch viel mehr Leute von mir als mir klar war. Schon zweimal wurde ich im Radio gegrüßt, habe es aber leider beide Male verpasst. Eine Antipathie oder gar Anfeindung gegen Segler gibt es nicht, wie sie nun an vielen Orten der Welt üblich ist. Kein Wunder dass Freund Roy und eine weitere Jacht schon seit fast zwei Jahren hier sind  und die C-Zeit ruhig verbrachten. Wir trafen uns erstmals vor 18 Jahren in Madeira und vor zwei Jahren in Simonstown. Angeblich laufen Wetten wann Roy einbürgern will, aber bei allen ist er schon jetzt ein 'Saint'. Bei dieser Herzlichkeit ist auch für mich gut hier zu sein.

Eines Tages kam Port Captain Steve sehr offiziell im Fährboot an und sang mir das gesamte G-Ständchen! Er hatte dafür in meinen Papieren vom Check-in nachgesehen. Damit war mein Geheimnis gelüftet und zwei Stunden später riefen mir Leute die ich gar nicht kannte 'Happy Birthday Susanne' zu.

Der kleine Ort Jamestown ist einer der wenigen Häfen der Welt wo es keine örtlichen Funkstörungen gibt. Deshalb bin ich begeistert dass mein täglicher Funkkontakt nach Halifax noch immer gut klappt. Das lokale Internet ist langsam und teuer, zudem reicht das Handysignal nicht bis zum Ankerplatz. Deshalb habe ich hier keine örtliche SIM Karte. Etwa einmal wöchentlich bin ich in 'Ann's Place' online. Wie bei meinem ersten Besuch auf St. Helena vor über 20 Jahren ist es der Treffpunkt für Segler und Einheimische. Das kleine Lokal ist mit Seekarten und vielen Flaggen dekoriert und liegt direkt im kleinen botanischen Garten, nur eine Spuckweite vom Meer entfernt. 

Via Amateurfunk ist mein 'kleines Zeitfenster' kurz nach Beginn der Dunkelheit etwa eine halbe Stunde lang. Dann liegt der Sonnenuntergang zwischen hier und dem 9.000 km entfernten Nova Scotia irgendwo im weiten Atlantik und bringt gute Bedingungen auf dem 20-Meter-Band. Von meiner Antenne bis zur Paktorstation von Neil in Kanada liegt nur freies Wasser, also sind wir funktechnisch in 'Sichtweite'.

Das örtliche Amateurfunk-Rufzeichen ZD7QFE bekam ich sofort und das Suffix ist nach meiner Wahl. Damit sind Email aber noch nicht möglich weil ich erst mal bei N1QFE bleibe.

Im glasklaren, tiefblauen Wasser schwimme ich sehr oft in Bootsnähe. In 18 Meter Tiefe unter dem Kiel kann ich mit der Taucherbrille den Grund gerade noch sehen. Heute war ich mit einem Spachtel bewaffnet, damit habe ich die letzten verbliebenen Entenmuscheln der Reise von den Azoren abgekratzt. Weil diesen resistenten Muscheln nun die Strömung vom Boot in Fahrt fehlt sind die meisten von selbst abgefallen, aber jede von ihnen hinterließ eine störrische Verankerungsplatte. Mir erscheinen diese etwa zwei Zentimeter großen weißen Flecken wie eine Mischung aus Beton und Kaugummi, die auf der Antifoulingfarbe extrem gut haften.

Bald soll die Zeit der riesigen 'Whalesharks' und der 'Humpbacks/Buckelwale' kommen. Delphine und einen der großen Rochen sah ich schon vom Deck aus unterm Kiel.

Ich wünsche Euch und der restlichen Welt dass die C-Lage nicht weiter eskaliert und auch Ihr langsam wieder ein etwas 'normaleres' Leben bekommt. Lasst es Euch derweil gut gehen.

Mit lieben Grüßen,

Susanne

 

 


BLAUWASSERBRIEF 189

03.12.2021, 45 Tage auf See, 5.990 sm

Auf dem Breitengrad von Mar Del Plata in Argentinien, dem Ostkap von Neuseeland, der Bass Strait zwischen Australien und Tasmanien oder Ile Amsterdam im Indischen Ozean.

Breite: 37º 28' Süd
Länge: 012º 27' West

Nightingale

Wir sind jetzt südlich des Breitengrades von Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Obwohl wir 40º Süd noch nicht ganz erreicht haben liegt dieses Gebiet bereits im 'Großen Südmeer', meinem geliebten und gefürchteten 'Southern Ocean'. Dieser turbulente und riesige Ozean erstreckt sich zwischen den Kontinenten und der Antarktis rund um die Welt, dort liegt kein Land im Weg. Vor drei Jahren verbrachte ich ein halbes Jahr nonstop in diesen stürmischen und anstrengenden aber absolut faszinierenden Gewässern. Diesmal wird es wohl nur ein Kurzbesuch sein.

Der Southern Ocean begrüßte uns heute mit unglaublichem Bilderbuchwetter. Ein glasklarer Horizont mit exzellenter Sichtweite, strahlend blauer Himmel und eine frischen Brise brachten uns zu den Inseln. Dies ist meine sechste Reise im Areal der Tristan Gruppe zu der ich eine eigenartige Anziehungskraft verspüre.
Der Landfall heute Mittag war aufregend. Das Timing war perfekt denn zwei Tage lang gab Nehaj ihr bestes um die Inseln heute noch bei Tageslicht zu runden, ich half ihr mit entsprechendem Segelwechsel. Als ich trotz klarem Wetter im zehn Meilen Abstand noch immer nichts von der hohen Insel 'Inaccessible' sehen konnte war ich verwundert. Allerdings lag voraus ein grauer Schleier am Horizont, konnte es wirklich sein dass sich die Insel an diesem herrlichen Sonnentag in Nebel versteckt? Erst eine Stunde später löste sich das Rätsel. Plötzlich lag die Insel wie ein riesiger Lego-Klotz links voraus. An beiden Seiten zeigte die Küstenlinie steile Klippen, während über dem 562 m hohen Plateau eine stationäre Wolke lag die mit dem Wind weit nach Lee getragen wurde. Um das dramatische Bild zu krönen hat die Südseite einen Zuckerhut-Piton der fast vertikal ins Meer abfällt. Kein Wunder dass dieser Inselklotz 'Inaccessible' benannt wurde, also 'Unzugänglich'.
Gleichzeitig sah ich knapp daneben die viel größere Insel Tristan Da Cunha. Auch sie hatte sich in den eigenen Wolkenmantel gehüllt, aber über der Kondens-Suppe zeichnete sich die Spitze des 2.062 m hohen Vulkans in 36 Seemeilen vom tiefblauen Himmel ab, also hatten wir eine perfekte Sicht von mindestens 70 Kilometern.
Die Show des Tages, oder besser meiner 18-jährigen Suche dieser abgelegenen Inseln wurde zwei Stunden später von 'Nightingale' noch übertroffen. Im warmen Licht glühte die Insel am Nachmittag mit ihren tief eingefurchten Erosionsrinnen, sanft abfallenden zart-grün schimmernden Plateaus und steilen Felsnadeln aus Basalt. Im Abstand von nur einer Meile düsten wir bei stetem Nordwind an der Leeseite vorbei. Immer mehr große Seevögel waren um uns, viele mit dem typischen Hakenschnabel der Albatrosse. Einmal sah ich etwas verfärbtes Wasser und wurde sehr aufmerksam, aber das Echolot zeigte nie weniger als 90 Meter Tiefe an. Schließlich lösten sich alle Wolken über den Inseln auf und ich hatte sie alle gleichzeitig in Sicht. Ich könnte schwören die Spitze von Tristan Da Cunha ist der Zwilling vom Vulkan Pico der Azoren.
Das Inselchen 'Nightingale' ist unbewohnt und hat eine Fläche von vier Quadratkilometer mit 337 Meter Höhe. Wie die anderen vulkanischen Inseln der Gruppe ist es einer der wenigen ungestörten Brutplätze für Seevögel. Hier bauen vor allem Albatrosse (Yellownosed und Sooty Albatros) am Boden zwischen den Felsen ihre Nester. Rockhopper Pinguine, Shearwater und fünf Arten von Sturmvögeln teilen sich den restlichen Platz. Es wurden über drei Millionen Paare von Seevögeln alleine auf dieser Insel gezählt. Bei 1,3 Paaren je Quadratmeter wird es wohl recht eng. Nur eine Nachtigall ist auf 'Nightingale' nicht zu finden.
Die Insel wurde 1656 von Holländern entdeckt und hundert Jahre später nach dem britischen Kapitän 'Gamaliel Nightingale' benannt. Meine Vermutung der Name sei mit der Legende einer stürmischen Nacht von Walfängern, also einer 'Night In Gale' entstanden ist falsch. Die beiden Brüder Gustav and Friedrich Stoltenhoff versuchten hier zu leben, gaben aber nach zwei harten Jahren ihren Traum auf. Später wurde die nur 500 Meter lange Stoltenhoff Island direkt im Norden nach ihnen benannt.
Nightingale ist die kleinste Insel der 'Tristangruppe', die von der Hauptinsel Tristan und dem unwirtlichen Felsbrocken 'Inaccessible Island', sowie der 250 Seemeilen südöstlich gelegenen 'Gough Island' gebildet wird. Gemeinsam mit St. Helena und Ascension Island sind sie seit 1816 als 'Overseas Territory' unter Englischer Verwaltung. Dort wo Menschen leben benutzen sie das Englische Pfund als Währung und haben die gleiche Uhrzeit wie London, das volle 89 Breitengrade im Norden liegt.
Der einziger Ankerplatz ist auf der Hauptinsel Tristan, aber mir war völlig klar dass dies wegen Corona unmöglich ist. Ich hatte gar nicht versucht anzufragen, außerdem könnte ich damit meinen noch immer geplanten Besuch in St. Helena gefährden.
Tristan da Cunha ist die weitest entfernte Inselgruppe der Welt. Das nächst gelegene Land ist St. Helena 2.000 km im Norden, bis Südafrika sind es 2.400 km und 3.400 km bis Südamerika. Es wurden bisher noch nie Temperaturen über 25º C. gemessen und das Wetter entspricht mit viel Regen und Sturm bei wenig Sonnenschein dem der Aleuten. Nur heute war alles anders.
Nirgendwo sonst auf der Welt brütet der 'Spectacled Petrel'. Schon seit Wochen zogen sie ihre Kreise um Nehaj und waren meine nächtlichen Gäste an Deck. Bei Flaute landeten sie im Wasser und warteten geduldig bis wieder Wind zum Segeln kam, genauso wie wir. An einem Tag schafften wir nur mühsame 15 Seemeilen unter Segel und drifteten bzw. torkelten bei geborgenen Segeln 18 Stunden lang im Schwell. Die Tage davor und danach waren für die Vögel und für mich kaum besser.
Egal was ich auch machte, ich kam kaum vom Fleck. Entweder es war Flaute oder leichter Wind von Vorne. Meinem Ziel St. Helena kam ich jedenfalls nicht näher. Schließlich kam wieder guter Wind, nur leider wieder von Vorne und der einzig sinnvolle Kurs zeigte nach Südosten. Als die Insel Tristan Da Cunha nur noch 480 Seemeilen voraus lag beschloss ich spontan aus dem Übel ein interessantes neues Ziel zu machen. Nehaj schien dieser Plan zu gefallen, denn plötzlich schnurrte sie und legte das beste Etmal dieser Reise von 171 sm hin. So schlimm kann der Bewuchs unter Wasser also nicht sein. Mal kurz zu schwimmen und es durch die Taucherbrille zu checken habe ich Angsthase mir selbst bei Flaute nicht getraut.
Damit schließt sich für mich nach 18 Jahren das Kapitel dieser abgelegenen Inseln. Beim ersten Mal hatte uns der Insel-Amateurfunker eingeladen und tatsächlich fiel der Anker vor dem Ort 'Edinburgh of the Seven Seas'. Wir waren jedoch völlig demoralisiert und abgekämpft mit erheblichen Schäden am Boot, denn kurz zuvor hatten wir eine schlimme Durchkenterung. Wir überlebten die beiden Tage des erst danach beginnenden Sturms nur dank des Jordan Series Drogue den wir kurz zuvor in Chile selbst angefertigt hatten. Unser Besuch in Tristan stand unter keinem guten Stern. Zuerst stellten wir fest dass sich die gesamte Ankerkette beim durchkentern zu einem Knäuel verheddert hatte. Als das klariert war schlierte der Anker am Grund und schließlich bestätigte der Wetterbericht vom Funkerfreund und unser heftig fallendes Barometer dass wir sofort weg müssen bevor der offene Ankerplatz zur Todesfalle wird. Gerade hier leben die Inselmenschen immer mit den Launen des schnell wechselnden Wetter, aber Frau Funker weinte denn sie hatte sich so sehr auf uns gefreut und besonders lecker gekocht.
Beim zweiten Mal kam ich aus Brasilien. Es war schon spät im Jahr und ich durfte keine Zeit verschenken. Es folgte eine dramatisch Ankunft bei Sturm in Hout Bay/Südafrika am ersten April 2007.
Das dritten Mal war die erste große Reise von Nehaj. Trotz gespenstisch dichtem Nebel wagte ich mich in die Nähe von 'Nightingale Island' in der Hoffnung einen kurzen Blick zu erspähen. Die Seekarten variieren bei der Vermessung der Inseln bis zu fünf Seemeilen, also war ich absolut erleichtert als die Insel endlich sicher achteraus in der grauen Suppe lag, gesehen habe ich sie natürlich nicht.
Zwei weitere Male verlief mein Kurs knapp an den Inseln vorbei. An einen Stopp dachte ich gar nicht, denn ich war mit der 'La Longue Route' in eigener Nonstop-Mission unterwegs. Zudem jagten wir einem Hoch hinterher und Nehaj bretterte bei konstant starkem Nordwind an Tristan vorbei. Bei dieser Windrichtung ist das Ankern an der Nordküste und jeder Besuch undenkbar.
Unweit hinter Nehaj segelte damals die Deutsche Alu-Jacht FanFan ebenfalls solo und nonstop um die Welt. Es war eine erfolgreiche Reise aber bald darauf wurde sie verkauft. Viele von Euch kennen Uwe. Ich rechne es ihm hoch an dass er den kompletten Verkaufspreis für die Hilfe der Insel Gough spendete, denn dort gibt es eine schlimme Mäuseplage. Die Nager wurden vom Menschen eingeschleppt und weil es keine natürlichen Feinde gibt vermehrten sie sich katastrophal. Bald plünderten die Mäuse alle Nester der Albatrosse und fraßen die Küken bei lebendigem Leib! Bald würde es keine Albatrosse mehr geben.
Kürzlich traf ich in Horta den Captain und die Crew einer polnischen Expeditionsjacht. Das übliche Gespräch vom Woher-Wohin kam auf Südafrika und dessen Einreisebeschränkungen in Zeiten von Corona. Einer der Segler versicherte mir dass das Land 'offen' war, denn erst wenige Monaten zuvor beteiligte er sich auf Gough Island an der alleine von Spenden finanzierten Mäuse-Vernichtung mit Start in Cape Town. Trotz der Quarantäneauflagen verlief alles erfolgreich. So wird sich schon im jetzigen Sommer zeigen ob diese sehr ambitionierte Aktion die Albatrosse und ihre Küken retten wird.
Liebe Grüße, heute haarscharf im Limit des Southern Ocean,
Susanne

 



BLAUWASSERBRIEF 187 26.11.2021, 38 Tage auf See, 5.160 sm Auf dem Breitengrad von Kapstadt oder Perth in West Australien. Breite: 32º Süd Länge: 025º West Mein Meridian In der vergangenen Woche war das Wetter so wechselhaft wie meine Stimmung.
Wir sind nun in den Breitengraden der 'Variables', also erscheint mir beides recht passend. Das Atlantik-Hoch liegt ungewöhnlich weit im Westen und brachte uns deshalb erst Gegenwind und dann Flauten, so hatte ich Zeit mein Reiseziel neu zu erwägen. Dabei war der Kurs von Nehaj ebenso unentschlossen wie ich. Jeden Tag zog eine Wolkenbank durch, mal blassgrau oder pechschwarz. Manchmal gab es Regen oder eine kräftige Bö aber immer einen deutlichem Windsprung. Das hält mich beim häufigen Reffen und Segelwechsel aktiv. So konnte es gut sein dass wir morgens in einer Flaute dümpeln, mittags das dritte Reff einbinden, am Abend das Vorsegel ausbaumen und nachts den ganzen Salat zur anderen Seite wechseln. Aber wir segeln noch immer hauptsächlich mit dichten Schoten, trotzdem waren es in dieser Woche 29% mehr Meilen als in direkter Linie. Dann gibt es wieder die hellen Tage der pelagischen Symphonie in Blau, wenn die Sterne in kristallklaren Nächten zum Greifen nahe erscheinen. Die Wassertemperatur ist gestern unter 20 Grad gesunken, damit ist die brütende Hitze endlich vorbei. Drinnen trage ich T-Shirt, Leggings und Clogs, draußen auch mal Ölzeug. Socken und Gummistiefel sind noch nicht nötig. Das Bordleben und die 24-Stunden-Wache ist mein Alltag der von vielen Naturerlebnissen gespickt ist. Ab und zu begleiten uns noch immer Delphine und in windigen Nächten versuchen Seevögel oft an Deck zu landen. Die Landeanflüge sind halsbrecherisch und verlangen häufiges Durchstarten, aber wenn sie erst mal einen Platz finden verteidigen sie ihn und haben sie vor mir keine Angst. Als ich einmal versehentlich die Füße einer Seeschwalbe berührte die auf einem Handgriff ruhte erschrak ich wohl mehr als der ärgerlich krächzende Vogel. Gestern Nacht hörte ich einen Knall im Rigg und befürchtete Schlimmes. Selbst nach genauere Inspektion konnte ich keinen Schaden finden, es war wohl ein leider unglücklicher Anflug. Würde man mit einem Scharnier am Äquator den Nordatlantik nach unten klappen, dann wäre ich jetzt im Seegebiet der Azoren. Ich bin wieder auf dem dreiundzwanzigstem Längengrad der Insel Santa Maria, wo ich diese Reise startete. Kleine Erdkunde: Das Rasternetz unserer Erde besteht aus Breiten- und Längengraden. Die Breitengrade verlaufen parallel zum Äquator der die Null-Linie ist. Bis zum Süd- und Nordpol gibt es jeweils Neunzig Breitengrade. Jeder davon liegt im Abstand von sechzig Bogenminuten, die exakt einer Nautischen Seemeile entsprechen. Auf jeder Hemisphäre zwei mal Neunzig, ergibt 360 Grad. Multipliziert mit den Bogenminuten sind das 21.600 Seemeilen, also der Erdumfang von 40.000 Kilometer wie wir es gelernt haben. Ein Längengrad wird auch Meridian genannt, alle verlaufen von Pol zu Pol. Die Nulllinie geht durch das historische Observatorium in London, dort ist der Greenwich-Meridian. Napoléon wollte dass es Paris ist, stattdessen wurde er nach St. Helena verbannt. Nach Osten und nach Westen gibt es jeweils 180 davon, am Antipoden-Meridian beginnt in Tonga jeder neue Tag. Weil unsere Erde (fast) eine Kugel und kein Würfel ist laufen die Meridien nicht parallel zueinander, sondern liegen in Polrichtung immer enger beisammen. Sie sind also geformt wie die Segmente einer Orange. Nur am Äquator ist ihr Abstand 60 Seemeilen, je weiter man nach nach Norden oder Süden kommt um so dramatischer reduziert sich diese Distanz. Das auf Papier zu bringen hat den Kartographen Kopfzerbrechen gemacht, alles war viel einfacher als die Erde noch eine Scheibe war. Es konnte nur mit einer starken Verzerrung der hohen Breiten gelöst werden, deshalb sind Grönland und Australien auf der Weltkarte viel größer dargestellt als sie eigentlich sind. OK Ihr Klugen, es gibt auch 'Großkreiskarten' die zur täglichen Navigation aber untauglich sind weil eine gerade gezeichnete Linie tatsächlich im Bogen verläuft. Nur unser kluges GPS zeigt immer Großkreisdistanzen. Stünde man auf einer Eisscholle am Nordpol oder in der Antarktis am Südpol könnte die Welt in nur vier Schritten umwandert werden: Der erste Schritt von Greenwich bis Chicago, der nächste zur Beringsee und mit einem weiteren Schritt via Sibirien wäre man schon wieder in London. Ich gebe zu dies ist eine lustige Vorstellung, aber die Realität ist davon gar nicht so weit entfernt. So segelte ich in der NW-Passage auf 70° N an nur einem Tag über acht Längengrade, das ist am Äquator die unmögliche Distanz von 480 Seemeilen. Im Jahr darauf bretterte Nehaj in nur vier Monaten (121 Tage) auf weit über 40° Süd um die Welt. Es war aufregend und einmalig. Dabei schmolzen die schmalen Längengrade schnell weg und alle fünf Tage korrigierte ich die Bordzeit um eine Stunde. Deshalb gab es auch diesen 'geschenkten Tag im Leben'.. Dagegen haben Reisen in Nord-Süd-Richtung eine ganz andere Faszination, egal auf welchem Ozean. Irgendwie empfinde ich sie als 'echte Seemeilen' bei denen kartographisch nicht geschummelt wird. Bei nun 38 Tagen in den Süden sind es erst 70 Breitengrade. Das sind 4.200 sm in Nord-Süd-Richtung, wegen windbedingter Kurven wurden es im Kielwasser Tausend Seemeilen mehr. Das Beste daran: Die Uhrzeit an Bord bleibt immer gleich! Dabei steht die Zeit keineswegs still sondern rast mit enormen Naturveränderungen, es ist wirklich bizarr. Seit unserem Start zogen bereits vier Klimazonen im Eilschritt vorbei, am Äquator sind wir vom Herbst ins Frühjahr gepurzelt und danach sogar unter der Sonne durchgesegelt. Irgendwie erscheint es surreal und unmöglich denn wir segeln nur mit einer Fahrradgeschwindigkeit von etwa 250 km je Tag, ganz ohne Jet-Lag. Das ist die 'Faszination Meridian'. Offensichtlich empfinde nur ich Meridian-Reisen so aufregend, denn seit meinem Start bin ich alleine hier draußen. Es gab um uns nur drei Schiffe, andere Jachten schon gar nicht. Ich weiß nicht wie Segler im MiniTransAt oder im Vandee Globe den Pulk ertragen können. Wenn der Planet Venus in der ersten Nachthälfte so strahlend hoch im Westen steht habe ich immer den ersten Schock zu denken es sei doch das Toplicht eines Segelboots in nur 50 Meter Abstand. Zwei echte Schiffe sah ich hier aber wirklich, vorgestern auf der Route Rio-Kapstadt. Ein Tanker mit Ziel Singapore und ein Schüttgutfrachter nach China, beide waren auf Kollisionskurs. Ich rief sie am UKW und bekam tatsächlich eine Antwort. Beide änderten den Kurs und passierten in je unter einer Meile Abstand. Nur gut dass mein AIS auch bei mieser Sicht rund um die Uhr Ausguck hält und mich selbst nach wochenlanger Ruhe laut warnt. Ich wollte die Distanz von den Azoren in den Süden auf 90º bringen, also auf ein Viertel des Erdumfangs. Von hier ist das Meereis 'nur' noch 22 Breitengrade weit weg. Ihr denkt vielleicht meine Reiseziele sind konfus und unsinnig. Das mag sein, aber für mich ist die Seestrecke wichtiger als der eigentliche Landfall. Dabei habe ich ein festes Prinzip: Ich will keine Länder besuchen in denen ich nicht willkommen bin. Das macht die Auswahl der Ziele deutlich leichter. So ist das Rote Meer total out, denn dort habe ich die falsche Hautfarbe und keine entsprechende Religion. Große Teile des Mittleren und Fernen Osten fallen weg. In Panama sind meine Kreditkarte und ich willkommen, aber nach dem Kanal in beiden Richtungen habe ich die Korruption satt. Zusätzlich gibt es viele chaotische und politisch instabile Länder in denen man nicht sicher ist. Ich hatte damit gerechnet auf der legendären Insel South Georgia nicht an Land zu dürfen, aber es war mir nicht klar dass mein Besuch schlichtweg unmöglich ist. Zwei Monate alleine auf See wird als Quarantäne nicht anerkannt. So musste ich mich ernsthaft an mein eigenes Prinzip erinnern nicht dorthin zu segeln wo ich nicht willkommen bin und sogar Feindseligkeiten erwarten muss. Es ist sehr schade, denn Nehaj ist in Superzustand. Wasser, Proviant und Diesel sind voll und mir geht es sehr gut. Ich hatte auch keine Hilfe oder Reparaturen erwartet. Heute liegt die Insel St. Helena noch immer im gleichen Abstand wie vor zwanzig Tagen am Äquator. Damals lag sie im Südosten, also genau in der Gegenrichtung zum Passatwind. Wir sind seitdem keineswegs auf der gleichen Stelle geblieben, sondern Nehaj hat seitdem tausende tapfere Seemeilen geschafft, nun liegt St. Helena im Nordosten. Wir segeln also eine Route zwischen Azoren und Südatlantik die wie ein riesiger Fischhaken aussehen wird. Selbst jetzt können wir die Insel noch nicht direkt ansteuern sondern müssen weiter nach Osten bevor wir links abbiegen dürfen. In der Gegenrichtung ist es total easy. War es wirklich erst letztes Jahr als ich an St. Helena auf Vorwindkurs vorbei segelte und nur elf Tage später den Äquator erreichte? Mit den ersten Corona-Restriktionen in Martinique, der verbeulten Nehaj im Nordatlantik, der Reparatur in den Niederlanden und dem Winter in Bremerhaven ist so viel mehr passiert als in diese Zeitspanne zu passen scheint. Und es ist gut wieder hier draußen im Großen Blau zu sein. Nun drehen wir also den Bogen nach St. Helena und wollen auch stoppen, denn dort sind Jachten willkommen. Bis Neujahr sollten wir locker ankommen. Liebe Grüße aus dem Südatlantik, Susanne PS: Ich bin fasziniert noch immer täglichen Paktor-Kontakt mit VE1YZ in der Nähe von Halifax in Nova Scotia halten zu können! Neil hat mir nautisch und funktechnisch viel Hilfe und sehr gute Tipps gegeben. Nur für mich hat er die 18 Megs Radio Frequenz eingerichtet und sendet nun mit doppelter Leistung. Ohne seine tolle Radiostation wäre meine Bordkommunikation schon seit vielen Wochen unmöglich. Herzlichen Dank, Neil.


 

BLAUWASSERBRIEF 179

21.10.2021, Zwei Tage auf See, 179 sm
Auf dem Breitengrad von Gibraltar, Japan oder Cape Fear und Santa
Barbara/USA
Breite: 35º 15' Nord
Länge: 024º 55' West

A Memorable Meeting

Weit draußen im Nordatlantik erstreckt sich das Archipel der Azoren auf über 600 km, etwa auf dem Breitengrad der Straße von Gibraltar. Im Südosten liegt die kleine Insel Santa Maria. Ich hatte geplant meine Reise in Horta zu starten, aber spontan entschied ich mich dazu dort noch einen Stopp zu machen.

Grund dafür war die Verabredung mit dem Schwedischen Segler Anders und mit seiner 12 m Stahlketch 'Malala'. Seit 3 ½ Jahren bin ich in Email Kontakt mit Anders. Er ist der einzige Teilnehmer der 'La Longue Route' mit dem ich während dieser Nonstop-Reise um die Welt und auch danach in Verbindung bin. Natürlich wollten wir uns irgendwann und irgendwo auf der Welt einmal kennenlernen, jetzt war es soweit!

Der Neuseeländische Segler Peter mit seinem massiven 17 m Alukutter 'KiwiRoa' schloss sich uns an und mir war bald klar dass sich hier drei Extremsegler mit ziemlich ähnlichen Ansichten und Anforderungen an sich selbst trafen. Dazu sind die beiden sehr charmant und rücksichtsvoll, von ruhigem Charakter aber dennoch selbstsicher in ihren Meinungen. Solch eine Dreirunde von Einhandseglern die sich ihre Boote selbst bauten ergibt sich nur sehr selten. Nein, das passiert eigentlich nie, und schon gar nicht per Zufall wie gerade eben.

Gemeinsam haben wir Drei mindestens ein Dutzend Weltumsegelungen auf dem Buckel und furchten über eine Million Seemeilen durch alle Ozeane der Welt. Jeder von uns hat mindestens eine Strecke in der Nordwestpassage oder in der Nordostpassage hinter sich. Mit den extremen Breiten von Spitzbergen bis zur Antarktis sind diese beiden enorm kompetenten Segler bestens vertraut. Entsprechend sind ihre Boote aus Metall gebaut und ausgerüstet. In der Gesellschaft von 26 Tonnen Alu und 21 t Stahl fühlte sich 'Nehaj' mit ihren 'nur' 16 t fast wie ein Zwerg, aber sie kann gut mithalten.

Der Schwede Anders ist Kapitän auf großer oder auch auf 'kleiner Fahrt', denn kein Job ist ihm zu extrem oder zu simpel. Dazwischen schaffte er sich lange Auszeiten auf seiner 'Malala'. Um seine nautischen Erfahrungen kennenzulernen muss man ihn direkt fragen, denn er schweigt gerne bescheiden. Schon in den frühen 1980er Jahren segelte er solo um die Welt. Später fuhr er in Expeditionsschiffen zur Antarktis, oder die Verantwortung von Megaschiffen an allen Ecken der Welt lag in seiner Hand. Mit riesigen Tugs schleppte er Eisberge vor Grönland, er fuhr als Lotse oder tuckert mit einer kleinen Fähre vor Ort, daheim in Schweden. 'Malala' ist ein 'Joshua'-Nachbau. Wie bei Bernard Moitessier ist sie eine Stahlketch mit knallrotem Rumpf, Doppelender und gewaltigem Bugspriet. Nur etwas breiter, etwas schwerer und etwas höher.

Peter hat seine 'KiwiRoa' komplett selbst geschweißt und gebaut, als vor 30 Jahren Aluminium für Jachten noch fast unbekannt war. Als Susan und Eric Hiscock in den 1960er in Neuseeland waren hat er sich mit diesen legendären Englischen Seglern angefreundet, die noch heute Ikonen der frühen Fahrtensegler sind. Peter ist pfiffiger Erfinder und Techniker und mir scheint es gibt kein Problem das er nicht lösen oder sich selbst zusammenbauen könnte. Mit der Entwicklung des 'Rocna-Ankers' hat er sich wohl selbst übertroffen und weltweite Anerkennung gefunden.

Ich kann mich nicht erinnern wann ich zuletzt Gäste zum Dinner an Bord einlud, es muss wohl 15 Jahre her sein. Die rauschende 'Mastparty' im eisigen November 2014 fällt in eine andere Kategorie, als sich etwa 25 Freunde und das 'Who's Who' der Bootsbauszene von Sneek auf Nehaj quetschten um mit mir das neue Rigg zu feiern, während die Gulaschsuppe auf dem Dieselofen köchelte. Das kleine Abschiedsfest in Sneek im Juni 2015 zählt irgendwie auch nicht, denn wir feierten auf der Wiese beim Liegeplatz von Nehaj und weil eine Regenbö zuerst meine festlichen Flaggen im Mast weg wehte und bald darauf auch die Gäste.

Schon nach dem ersten herzlichen Treffen mit Anders und Peter war klar, dass wie drei gleichgesinnte Einhandsegler sind, die nicht gerne für Gäste kochen oder sich an kulinarischem Können messen lassen wollen. Solosegler werde generell gerne auf andere Boote eingeladen und mit einer Flasche Wein und dem rhetorischem Angebot den Abwasch zu übernehmen ist das Dinner immer abgegolten, eine Revanche-Einladung wird nicht erwartet. Dennoch wollte ich eine gemütliche Runde mit diesen beiden besonderen Seglern verbringen. Im kleinen Hafen von Santa Maria gibt es jedoch kein Restaurant und selbst der Jachtklub war geschlossen. Also sprang ich über meinen eigenen Schatten und wir trafen uns auf Nehaj! Eigentlich war ich in meiner Rolle als Gastgeberin völlig entspannt, denn ich brauchte keine kritischen Blicke segelnder Superhausfrauen zu befürchten, außerdem wusste ich dass sich diese beiden galanten Naturburschen nicht beschweren würden. Erst gab es Käse/Schinken-Häppchen im unbequemen Cockpit, dann teilten wir uns drinnen den 'Tisch für Zwei' zu dritt ohne fragende Blicke, während die Konversation so richtig in Fahrt kam. Mit etlichen Nachschlägen putzten wir fast alles aus den drei vollen Töpfen weg. Es gab würziges Gulasch, frisches Gemüse und Reis. Als Nachtisch Joghurt mit Roter Grütze von Aldi. Dann fingen wir wieder beim Käse an...

An Gesprächsstoff mangelte es uns keineswegs. Gut vier Jahrzehnte der Weltenbummler-Szene war der Leitfaden, mit Fragen der beiden wie:

  • Weißt Du noch als es nur Astronavigation gab?
  • Die besonderen Orte unserer Welt zwischen St. Kilda, Svalbart, Greatvicken oder der NWP.
  • Darf man noch nach Kerguelen?
  • Und immer wieder fielen Namen großer Fahrtensegler unserer Generation: Was macht eigentlich dieser alte Haudegen, wann hast Du so-uns-so zuletzt getroffen?

Das Vandee Globe und Mini-Transat wurden nur beiläufig erwähnt, denn zu verschieden ist dieses 'Formel-Eins-Rennen' in großem Kommerz zu den Extremreisen auf unseren Booten. 'Corona' schlug eine Schneise in die Flotte der Weltumsegler und betrifft natürlich auch uns. Dazu sprachen wir über viele technische Themen von Bootsbau und Ausrüstung die mich ohnehin interessieren und natürlich die Gewissensfrage welcher Anker am besten sei, hi. Drei Segler, drei Meinungen.... Ich blieb nur vier Tage in Santa Maria, aber wir Drei hätten einen gesamten Winter lang weiter plaudern können.

Mich hat diese kleine Insel mit ihren besonderen Seglern und ihren besonderen Jachten fasziniert. Da waren die beiden 55' Klassiker mit Leuten aus Chicago, England und Südafrika. Neben mir lagen Spanier, daneben Franzosen. Die stäbige Koopmans 'Atlas' aus Stahl, fast baugleich zu 'Nehaj', kam gerade zurück aus Grönland wo sie mit Wissenschaftlern an Bord Wale zählten. Ich traf holländische Freunde mit ihrer edlen 'Bestaever' wieder, die 2015 vor dem allerersten Segelschlag von Nehaj im Ijsselmeer an der gleichen Pier in Stavoren lagen, nun brauchte deren Lift-Ruder dringend Schweißarbeiten. Ein Einhandsegler kam kürzlich via Panama aus Patagonien zurück und weitere Boote mit Rümpfen aus Metall schliefen an Land, träumten von großen Reisen und warteten auf ihre Eigner. Statt Horta wäre der 70-t-Travellift von Sta. Maria auch für mich die deutlich bessere Wahl gewesen. Ach ja, da gab es auch noch ein GFK Boot mit mit dem Namen 'Joshua', das sich aber mit einem Spruch auf dem Rumpf zur Bibel und nicht zu Moitessier bekannte.

Solch eine Blauwasserszene ist eigentlich typisch für Horta, aber weil dort Hafenarbeiten geplant sind werden schon seit Monaten alle Jachten weg geschickt, Dauerplätze für Besucher sind nicht zu haben. Trotzdem traf ich während meiner Zeit dort ganz besondere Menschen. Die polnische Expeditionsjacht 'Selma' bestätigte mir, dass fast alle Länder im Südatlantik noch immer jede Einreise verbieten, genauso wie Kanada und noch immer die USA.

Natürlich war es ein Höhepunkt für mich in Horta endlich unseren Trans-Ocean-Stützpunkt im 'Casa Pico Belo' wieder zu sehen. Lothar schlägt sich trotz Handikap sehr tapfer und werkelt noch immer unermüdlich in seinem riesigen Garten, mit dessen Obst und Gemüse er Segler seit vier Jahrzehnten glücklich machte. Gemeinsam zupften wir einen Eimer voll frischer Kräuter, aus denen er eine leckere 'Frankfurter Soße' zauberte. Als ich im April 2020 nicht an Land durfte, schickte mir Lothar Köstlichkeiten aus dem Garten zum Ankerplatz, denn die flotten Jungs vom 'Cafe Peter Sport' hatten mit dem RIB-Boot die Versorgung der Segler in Corona-Quarantäne übernommen.

Die Azoren sind der weitest entfernte westliche Fleck von Europa, aber dennoch Teil davon. Mit ihrer Lage im weiten Nordatlantik sind diese Inseln wohl besonders für seefeste Segler interessant die 'landfest' werden wollen. Hier kann man noch immer mit eigenen Händen sein kleines Paradies erschaffen und nach den eigenen Vorstellungen sesshaft werden.

Mein Amateurfunkfreund Stefan berichtet dass sich auf der Insel Santa Maria die ATC (Air Traffic Control) Station für den gesamten Atlantik befindet. Grund genug mich mit dem Klapprad auf die Suche nach den entsprechenden Antennen zu machen. Ich weiß nicht recht was ich gefunden habe, aber den Berg hoch musste ich das Radl schieben. Droben gab es eine tolle Aussicht und ein paar Oleanderzweige werden in der kardanischen Blumenvase mit mir segeln.

Lutz und Brigitte zeigten mir diesmal ihr tolles Haus im Westen von Faial mit freiem Blick zur Karibik, bzw. auf die Jachten die von dort ankommen. Derweil ist ihre 'Forty-8' gut gepflegt und bereit für jedes Abenteuer. Ähnlich ergeht es der robusten Jacht 'Christa', deren Eigner hier wohl die perfekte Kombination von Hochseesegeln und dem eigenen großen Fleck Land gefunden haben. Auf diesen grünen Inseln mit dem hellen Licht und dem etwas rauen aber frostfreien Winter könnte man seine Memoiren schreiben und reflektieren. Man kann zeichnen und in Wasser oder Öl malen wie meine italienischen Freunde auf 'Stranizza', oder wie es die erfolgreiche Künstlerin Lucia mit ihrer Leidenschaft für blaue Farbe und 'freediving' im tiefen, glasklares Wasser tut. Ihr abstraktes Bild von Nehaj hängt in der Kajüte, schön dass wir uns nach sechs Jahren wieder getroffen haben.

Last not least traf ich in Horta den waschechten Friesen Jochen. Bauprojekte in allen Kontinenten formten ihn zum kernigen Weltenbürger. Sein Herz ist in Ostfriesland, aber seine Abenteuer und jahrzehntelange Lebenserfahrungen in der Ferne könnten Bücher füllen. Er lebt nun auf 'Tara', die er mit viel Liebe und Fachwissen wieder zum Schmuckstück machte. Im seinem 'Klassiker-Benz' fuhr er mich für meine letzten Einkäufe stilvoll zum Supermarkt. Shopping-Stress gab es bei uns beiden, ruhigen Einhandseglern nicht. Ich wünsche Dir alles Gute, Jochen.

Damit wurde eine Einhandseglerin-Superlative übertroffen. Statt mich wie üblich aus dem Hafen und in den Nächsten zu schleichen wurde ich von den charmantesten Solo-Seglern verabschiedet und willkommen geheißen. Warum will ich jetzt eigentlich schon wieder los segeln?

Dies ist ein hand/landfester 'Hafenwasserbrief' geworden, aber heute sind wir seit zwei Tagen auf See. Nehaj ist wieder stark, sie ist voll mit Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen und mit allem was ich zum Leben brauche. Wieder einmal zieht es mich hinaus, diesmal in die Ungewissheit einer 'Corona-Welt'. Nach diesem Feuerwerk der Herzlichkeit auf den Azoren mit alten und mit neuen Freunden freue ich mich auf das einmalige 'Weite Blau', in dieser letzten wirklichen Freiheit der Ozeane.

Mit lieben Grüßen bei satt-blauer See und mittlerweile guter Brise.
Kurs Süd liegt an.
Susanne und Nehaj

Atlantiküberquerung von West nach Ost vom 10. Mai bis 21. Juni 2020

Wir erinnern uns: Es ist Mai 2020 und der Corona Virus hat die Welt im Griff. Zahlreiche Yachten befinden sich auf dem Wege von der Karibik zu ihren Zielen in Europa. Wer wollte, der konnte am RHT 2020 teilnehmen. Initiiert durch die Hochseeseglervereinigung Trans-Ocean e.V. wurden zu dieser Zeit Yachten beim „Rolling Home“, abgekürzt RHT 2020, mit Informationen versorgt, die ihnen als Hilfe zur Entscheidung dienen sollten, auf welcher Route und in welchen Zielhäfen sie trotz Corona willkommen sind. INTERMAR übernahm dabei die Rolle zur Übermittlung von Wetterinformationen.

Eine dieser Yachten nahm eine besondere Stellung ein. Die JAMBO, eine Bavaria 34 Holiday, Erstwasserung 2009, machte sich mit Skipper Martin einhand auf den Weg von Martinique nach Helgoland. Als Reiseroute wurde der nördliche Zweig der Großkreisroute zwischen der USA-Ostküste und Europa gewählt, eine echte Herausforderung!

Liest sich spannend? Ist es auch! Unser INTERMAR „RHT 2020 Betreuer“ Hans-Uwe (DD1HUR) hatte in dieser Zeit oft Kontakt mit Martin, man tauschte sich im Rahmen von RHT bezüglich Wetter aus. Ja, und daraus hat sich dann eine Freundschaft entwickelt, wie sie eben wohl nur unter Seglern zu finden ist.

Was lag also näher, als Martin zu fragen, ob wir von INTERMAR seine interessante Webseite verlinken dürfen und auch das hoch interessante Video zu seinem außergewöhnlichen Törn zeigen dürfen. Schnell war die Antwort mit der Erlaubnis von Martin da. Somit einen herzlichen Dank an Martin!

Und so wünsche ich allen Betrachtern der Jambo-Webseite sowie des Videos viel Vergnügen!

Vy 73 de Uwe (DF5AM)

SY MISS SOPHIE - Diana und Markus auf Tour


Von Heidelberg aus die Welt ansehen. Das haben sich Diana und Markus vorgenommen und sich für dieses Abenteuer gut vorbereitet. Neben einer Ausrüstung der wunderschönen Hallberg Rassy 39 MK II zu einem Langfahrtschiff dachte sich wohl Markus, eine Amateurfunklizenz kann eventuell nicht schaden. Gesagt, getan und das Rufzeichen DC9MF wurde ihm zugeteilt. Aber auch INTERMAR war den beiden nicht unbekannt, besonders in Person von Wolf (DD4WK), der den beiden wohl den einen oder anderen nützlichen Hinweis zu Segelei geliefert hat. Und so kam was kommen musste. Segeln, Amateurfunk, INTERMAR, das passt zusammen. Schnell waren die ersten QSO's gefahren und es entwickelte sich eine vertrauensvolle "Verbindung" zwischen dem Verein und den beiden, die darin gipfelte, das Markus Mitglied bei INTERMAR wurde. Und wie das Schicksal so spielt, der Weg führte die beiden auch nach Lanzarote. Ja, was liegt dann näher als eine standesgemäße Begrüßung, durchgeführt von der Crew der SINGLE MALT, Almuth und Edi, ja auch Mitglied bei INTERMAR und im Hafen von Arrecife.

Diana und Markus betreiben eine eigene Webseite, auf der sie ihre Erlebnisse sehr schön in Wort und Bild dokumentieren. So freuen wir uns, das wir die Erlaubnis erhalten haben, diesen Webauftritt verlinken zu dürfen. Dafür ganz herzlichen Dank! So möchte ich allen Lesern empfehlen, hier zu klicken und den Erlebnissen von Diana und Markus zu folgen. Wir wünschen allzeit gute Fahrt!

Vy 73 de Uwe (DF5AM)

Sandra und Oliver, auf dem Wege, sich einen Traum zu verwirklichen

Wir verwirklichen uns einen Traum! Dies ist das Motto von Oliver (DL3OLI) und Sandra. Mit einem Schiff von Martinique aus durch den Panama Kanal über FP, Neuseeland über Nordaustralien um Südafrika bis nach Brasilien und zurück nach Martinique zu segeln, das war der Plan. Aber wie so oft, Corona hat diesen Plan "durcheinandergebracht". Aber dies kann man alles nachlesen auf der Webseite von Oliver und Sandra, einfach hier klicken.... und schon taucht man ein in die sehr schön gestaltete Seite von www.segeln-traum.de! Wir danken den beiden, das wir den Link zu ihrer Homepage einstellen dürfen.

Als einer der eifrigsten Segler aus der INTERMAR Gemeinde ist Wolf (DD4WK) bekannt. Er ist auch dieses Jahr wieder unterwegs in Richtung Karibik. So freuen wir uns, dass Wolf uns mit Berichten seiner Reise versorgt und wir an dieser Reise teilnehmen können.

Wolf berichtet auf seiner Internetseite segelwolf.com neben den hier wiedergegebenen Berichten auch über weitere, spannende Abenteuer! Wer seine Webseite nicht besucht, ist selber schuld, da versäumt er etwas! Wir wünschen viel Spass beim "durchstöbern" der Webseite.

So erreichte uns am 23.10.2021 sein erster Bericht, der zweite Bericht am 10.11.2021. Alle Berichte geben wir hier gerne 1:1 wieder, der Neueste jeweils oben eingeordnet.


Die ARC hat begonnen und Wolf samt Crew sind auf dem Wege in die Karibik, die SY MOLA hat alles gebunkert, was nötig ist für solch eine Überfahrt.

Und so versorgt uns Wolf nun mit Reiseimpressionen, die wir hier gerne veröffentlichen. Los geht es....

23.11.2021

Es ist wirklich traurig. Ich habe bisher schon weit über 20 Stunden motort, weil der Wind wirklich dürftig und zum Teil auch umlaufend ist...

Aktuell (1000 UTC am 23.11.) sind wir bei 25-47N 018-00W und laufen unter Motor ca. 240 Richtung Südwesten. True Wind Speed ist 2.0 (in Worten ZWEI!!) Knoten. Der Atlantik hat Null Welle, nur ein bisschen Dünung. Wir sind gerade beim Abwasch nach dem Frühstück und werden danach einfach mal einen Badestopp einlegen.

Unsere Idee ist es, so schnell wie möglich westlich der Kapverden zu landen, um dort die ersten Ausläufer des Passats zu finden. Hier haben wir jetzt Wind aus 175 Grad, teilweise 270 Grad, aber eben immer von vorne.

Da war es schon ein Genuss, dass wir heute Nacht wenigstens einige Stunden bei 7-8 Knoten Wind am Wind segeln konnten, was sehr zum ruhigen Schlaf der Crew beitrug.

Ansonsten sind alle wohlauf und es wird viel gelacht, was immer ein sehr gutes Zeichen ist. Langsam wird es auch deutlich wärmer und es ist T-Shirt-Segeln angesagt. Nach der eisekalten ersten Hälfte meiner langen Reise genieße ich das sehr.

Vy an alle, Wolf (DD4WK/mm)

 

Wolf DD4WK unterwegs mit der SY “Mola” in die Karibik  - Teil 2

Wie immer kommt es anders als man denkt. Meinen letzten Bericht schloss ich  mit dem Plan, als nächstes nach Guernsey zu segeln. Da aber auf dem Atlantik so langsam ein Mords-Sturmtief heran rauschte, beschloss ich, mich zu beeilen, um noch gut über die Biskaya zu kommen. Es sei daran erinnert, dass ich zu einem festen Zeitpunkt in Las Palmas sein muss, um anschliessend mit der ARC den Atlantik zu überqueren.

Das ist der Grund, weshalb wir direkt bis Camaret-sur-mer am Biskaya-Ausgang durchfuhren und auch dort nur ganz kurz verweilten. Camaret ist eine gute Alternative zu Brest, da es zwar in der Bucht von Brest, aber längst nicht so weit hinein liegt. Her war die Segelsaison schon zu Ende, ein Hafenmeister weit und breit nicht zu sehen. Also hielten wir es wie in Deutschland in kleinen Häfen und steckten unser Liegeplatzgeld in einen Umschlag und warfen ihn ein in den Hafenbriefkasten.

Nach letzten Vorbereitungen ging es dann sofort weiter und wir nahmen die Biskaya-Überquerung  in Angriff. Lange grübelte ich über den Wetterkarten und beriet mich natürlich auch mit unserem Wetterguru Uwe DD1HUR, um die passende Strategie zu finden. Wir segelten dann erst einmal am Wind so an die 150 Seemeilen parallel zur französischen Küste, fast bis La Rochelle.Von da wollten wir dann nach einer Wende direkt Richtung La Coruna fahren. Leider hat das Wetter nicht ganz mitgespielt. Nach weiteren hundert Seemeilen am Wind, aber auf dem richtigen Kurs, drehte der Wind dann weiter und kam jetzt genau von vorn. Damit wäre uns nur die Alternative geblieben, weiter hinaus zu fahren. Das wollte ich aber auf keinen Fall, da wir dann dem heraneilenden Sturmtief genau vor die Nase gefahren wären.

Also Maschine an und direkt aufs Ziel zu und genau „gegenan“ gefahren. Leider waren wir so doch ein bisschen zu langsam und das Tief ein bisschen zu schnell, sodass uns am Ende der südliche Ausläufer des Sturmtiefs (Ein Monsterteil, das von Spanien bis in die Ukraine reichte und auch in Deutschland zu Schäden geführt hatte) dann doch noch erwischte. Wir kämpften uns dann gegen Böen von in der Spitze 42 Knoten durch und kamen pünktlich, ohne Schäden, aber müde in La Coruna an.

Dort hatte ich dann einen Crew-Wechsel und fuhr am kommenden Tag, dem Sonntag vor Allerheiligen, weiter nach Muxia, unserer ersten Station nach dem berühmten Kap Finisterre, das im Altertum nach Westen hin als das Ende der Welt (finis terrae) galt. Der nächste Stop war dann Porto, für mich mit die schönste Stadt Portugals, auf gleicher Höhe wie Lissabon. Leider empfing uns Porto mit viel Regen. Wie immer lag ich in der Douro Marina, schon fast in der Stadt. Die zweite Marina Leixoes ist zwar preiswerter, aber Leixoes ist eine so hässliche Hafenstadt, dass wir darauf keine Lust hatten. Leider fährt wegen der Pandemie die kleine Personenfähre auf die andere Flussseite nicht, sodass diesmal die Fahrt in die Stadt mit der historischen Strassenbahn ins Zentrum ausfallen musste.

Von Porto aus nahmen wir dann die erste „kleine“ Atlantiküberquerung in Angriff. Der Wetterbericht verhieß uns lang anhaltenden NNW bis NO Wind, sodass wir uns entschlossen, das auszunutzen und von Porto aus direkt Kurs auf Madeira zu nehmen. - Und das war genau der richtige Entschluss: in fünf Tagen 650 sm mit 5 Beaufort raumschots oder fast vor dem Wind -  das kam einem schon fast vor wie Passatsegeln.

In Madeira besuchten wir, wie immer, die Marina Quinta do Lorde. Dort war es leider etwas geisterhaft. Betrüblicherweise ist die ganze schöne Anlage in Konkurs. Das Hotel und das Restaurant sind schon geschlossen und nur die Marina lebt noch. Natürlich ist das Personal ziemlich geknickt, weil es nicht weiss, wie lange sie noch ihren Job haben werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese doch wunderschöne Marina überlebt.

Auf Madeira habe ich dann wie immer einen Kleinbus gemietet und eine Rundfahrt über diese wunderschöne Insel gemacht. Abends endete diese dann in Funchal, in meinem Stammrestaurant „Almirante“, mit einem schönen Crew-Dinner.

Gestern mussten wir dann noch einen Reparaturtag einlegen: Auf dem Mast musste ein neuer Verklicker montiert werden und der defekte Autopilot wurde repariert. Da war eine Lenkstange abgegangen und hatte sich wie ein Spieß durch die achtere Wand der Bb-Achterkammer gebohrt. Dort schaute die Stange dann 30cm hervor und fuhr bei der Steuerung immer aus der Wand hin und her. Sah schon witzig aus, war aber doch unerfreulich.

Jetzt haben wir vor einer Stunde abgelegt für den vorläufig letzten Teil der Reise nach Las Palmas, wo mir dann eine Woche bleibt, Schiff und Crew auf die Transatlantikreise mit der ARC vorzubereiten.


Wolf (DD4WK) unterwegs mit der SY “Mola” in die Karibik - Teil 1

Da ich ja stets mit Gästen unterwegs bin, muss ich sozusagen nach „Fahrplan“ fahren, da ja an den verschiedenen Punkten stets neue Gäste zusteigen und die „alten“ nach Hause fahren bzw. fliegen. Es ist schon mein Stolz, dass ich in zwölf Jahren noch nie jemanden seinen Flieger habe verpassen lassen müssen.

Wie jedes Jahr mit Ausnahme von 2020 bin ich auch jetzt wieder unterwegs von Rügen in die Karibik. So wie ich es zeitlich schaffe, möchte ich Euch an den einzelnen Etappen teilhaben lassen.

Los ging es am 10. Oktober in Breege auf Rügen. Mein Schiff ist eine Bavaria Cruiser 51 mit fünf Kabinen, ausgerüstet für Langfahrt, d.h. es ist fast alles an Bord von Solarpanels über jede Menge Ersatzteile bis hin zu einer Kurzwellenanlage mit einem Seefunktransceiver ICOM M802 mit automatischem Antennentuner und einer 7m langen Peitschenantenne am Heck.

Die Verbindung zu INTERMAR ist zurzeit noch sporadisch, da ich in Europa noch vor dem ersten Sprung auf Kurzwelle bin. Erstaunlicherweise habe ich aber in Frankreich trotzdem einmal Verbindung auf 14.313 kHz in hervorragender Qualität bekommen – die Ausbreitungsbedingungen der Kurzwelle sind eben ein Mysterium.

Von Rügen ging es an Gedser vorbei Richtung Fehmarn. Da mein Mast unter 20m ist, konnten wir „innendurch“ unter der Fehmarnsundbrücke durchfahren. Danach kommt dann auf dem Weg nach Kiel das große Schießgebiet der Bundesmarine, das normalerweise gesperrt ist. Ein Blick ins Internet zeigte aber, dass dort an unserem Passiertag Ruhe herrschte und wir durchfahren konnten.

In Kiel hatten wir dann noch ein kurzes Rendezvous mit einer Wartungsfirma, von der wir eine große 12 Personen Rettungsinsel frisch gewartet übernahmen, und dann ging es direkt weiter in den Nord-Ostsee-Kanal bis Brunsbüttel. Dort übernachteten wir auf der Innenseite des Kanals in dem kleinen dafür gedachten Hafen.

Da saß dann der Skipper abends und brütete über dem zu erwartenden Wetter. Als INTERMAR-Netcontrol ist er es ja gewohnt, dafür allerlei Hilfsmittel zurate zu ziehen - das änderte aber auch nichts daran, dass für die Zeit nach den nächsten 48 Stunden übles Wetter zu erwarten war. Wir entschlossen uns deshalb, an Cuxhaven, Helgoland und den Ostfriesischen Inseln vorbei zu rauschen und direkt bis nach den Helder weiterzufahren. Und wie vorhergesagt, fing es danach auch an heftig zu „kacheln“. Ich habe deshalb unseren Crew-Wechsel von den Helder nach Amsterdam verlegt und wir sind am Freitag schon mit achterlichen Winden durchs Wattenmeer und die Schleuse den Oever ins Ijsselmeer gefahren. Dann ging es quer durchs Ijsselmeer und die Schleusen von Enkhuizen und die Oranjesluis direkt in den Sixhaven im Stadtzentrum von Amsterdam. Dieser – immer knackvolle – Hafen liegt ideal: Auf der anderen Flussseite direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, wohin man mit einer kostenlosen Flussfähre kommt.

Am nächsten Tag motorten wir durch den Nordzeekanal nach Ijmuiden, wo es wieder hinaus auf die Nordsee ging.

Und da wiederholte sich dann die Geschichte der Vorwoche: Vom Westen zog ein gewaltiges Sturmtief heran, das auf unserem Kurs Böen bis 50 Knoten brachte. Also wieder zwei Nächte durchsegeln und sich dann verkriechen.

Die Strecke längs der belgischen und französischen Kanalküste ist navigatorisch relativ anspruchsvoll. Viele Sand liegen im Weg, denen man entweder ausweichen muss oder sie bei passender Tide und richtiger Stromrichtung passieren kann. Hinzu kommt dann noch die spannende Durchquerung der Zufahrt von Rotterdam, dem größten Hafen Europas, wie immer bei mir mitten in der Nacht.

Wir sind dann durchgefahren bis Dieppe in der Normandie, wo wir den Durchzug des Sturmtiefs abgewartet haben, bevor wir vorgestern Mittag nach Cherbourg aufgebrochen sind.

Im großen Yachthafen von Cherbourg liege ich nun und schreibe diese Zeilen. Heute Nacht um elf Uhr geht es weiter nach Guernsey, und von dort direkt durch den Kanal und die Biskaya nach La Coruna, wo ich dann hoffentlich den nächsten Bericht schreiben kann.

Soweit der Bericht von Wolf. Wir begleiten Wolf auf seiner Reise soweit es die Bedingungen auf der Kurzwelle, im DMR-Netz, in der TG9101 oder auf Echolink sowie im Livestream auf der Internetseite zulässt. Einfach zuhören, seine Livestatements sind ein echtes Highlight!

Wolf, weiterhin alles Gute, wir freuen uns auf jede Verbindung mit Dir!

Vy 73 de Uwe, DF5AM